Da ich jetzt schon über einen Monat hier in Jirapa bin, kehrt natürlich auch bei mir ein gewisser Alltag ein. Allerdings sieht der komplett anders aus, als mein vorheriger in Deutschland. Und überhaupt läuft hier vieles ganz anders, wie ihr euch sicherlich vorstellen könnt.
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Kurz vorm Regen |
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Samuel, ich & Henri mit extra geschneiderten Klamotten |
Von Montag bis Freitag bin ich immer Nachmittags (ca 14:00 Uhr - 18:30 Uhr) im Waisenhaus. Mit dem Fahrrad brauche ich nur 10 - 15 Minuten, und schon bin ich da. Meistens nehme ich noch Amos, ein Kind vom Waisenhaus, auf dem Gepäckträger (mit Kindersitzen hat man's hier nicht so, wenn es sein muss passen auch 3-4 Leute auf ein Fahrrad) mit zurück, da er neben an in den Kindergarten geht. Sind wir dann angekommen gibts für die Kinder, die zwischen fünf und 16 Jahre alt sind, erstmal was zu Essen. Danach mache ich Hausaufgaben mit ihnen, helfe beim Kochen, teile Schulbücher aus oder hänge einfach nur mit ihnen rum und spiele mit den Jüngeren bzw. quatsche mit den Älteren. Das klingt bestimmt alles ganz schön und gut, aber wenn man dann eine Matheaufgabe vor sich hat und auf einmal den Pythagoras auf englisch erklären muss, kommt man doch an seine Grenzen. Da wünscht man sich doch gleich, man hätte mal besser in Mathe UND Englisch aufgepasst. Auch kann ich jetzt einige meiner ehemaligen Lehrer verstehen, warum sie ab und zu mit der Hoffnung (und auch der Geduld) am Ende waren, wenn wir mal eine Antwort nicht wussten, die doch offensichtlich schwarz auf weiß im Buche steht. ( Das war bei meiner alten Klasse selbstverständlich nur äußerst selten der Fall. B) )
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Riza & Esther machen Hausaufgaben |
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Was ist nochmal Unterschied zwischen Verb und Subjekt? |
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... komplizierter wird es da schon mit Mathe |
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Aber trotzdem lassen wir uns den Spaß nicht verderben! |
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Und irgendwann sind auch die Letzten fertig :) |
Da ich also Nachmittags im Waisenhaus bin, habe ich den ganzen Vormittag - Mittag frei. Da mache ich verschiedene Sachen, wie zum Beispiel meine Lieblingsbeschäftigung:
Wäsche waschen, jeaaahr. Man nehme zwei Eimer voll Wasser, ein Stück Seife, dreckige Klamotten, vieeel Zeit und schon kanns losgehen, welch Freude! Ich sags euch, wenn ihr ein mal Wäsche mit der Hand gewaschen habt, achtet ihr automatisch darauf, dass eure Kleidung nicht schmutzig wird. Falls mir also jemand ein Geschenk machen möchte: über eine Waschmaschiene würde ich mich echt freuen! Dann noch eine Tafel Schokolade dazu und ich bin der glücklichste Mensch der Welt :P
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Wäsche waschen mit Henri |
Obwohl ich gar nicht weiß, ob eine Waschmaschiene hier so praktisch wäre. Der Strom sowie das Wasser fällt nämlich des Öfteren aus. Aber ich bin überhaupt erstmal froh, dass ich Strom und Wasser habe, das hätte auch ganz anders kommen können. Im Waisenhaus gibts zum Beispiel drinnen kein fließendes Wasser, also war ich letztens mit ein paar Mädels Wasser holen. Aber da wir ja hier in Afrika sind, läuft das alles etwas anders ab: erst zur Pumpe laufen, dann die Eimer mit Wasser voll machen (was ganz schön lange dauern kann) und dann -jetzt heißt es nicht zimperlich sein- zack, die Eimer auf den Kopf heben. Jetzt nur noch den Weg wieder zurück laufen und schon hat mans geschafft. Ähm, Stop! Ganz so leicht ist es dann doch nicht. Zumindest nicht für eine Europäerin, die das noch nie gemacht hat. Doch da mir das selbst noch nicht so ganz bewusst war, fragte ich natürlich voller Vorfreude, ob ich denn auch einen Eimer auf dem Kopf tragen könne. Super Idee, warum denn nicht? Jetzt, nach dem wunderbaren Ereignis, fallen mir 100 Gründe dazu ein. Zum einen ist es echt schwer, aber nicht auf dem Kopf (man klemmt sich übrigens ein Tuch zwischen Eimer und Kopf), sondern in den Armen. Man muss ja die ganze Zeit mit zumindest einer Hand das Gefäß halten, damit wenigstens nicht alle 12 Liter (sondern nur sieben, so sieht's zumindest bei mir aus) verschweppt werden. Ihr könnt ja mal einen Arm ca 20 Minuten senkrecht in die Luft halten, und mir dann sagen, wie ihr das fandet. Bestimmt auch nicht so super. Trotzdem bin ich froh es gemacht zu haben, weil es irgendwie doch echt cool war! Auch wenn ich mir mit meinen einem Eimer immer wie ein echter Schwächling vorkomme, wenn neben mir eine 10jährige Abigail läuft, die natürlich eine riesen Schüssel auf den Kopf trägt und dann noch einen Kanister in der Hand hält. Echt bewundernswert, wie sie das schaffen! Übrigens holen immer nur Frauen das Wasser, genauso wie auch nur die Frauen kochen. Jegliche Kommentare dazu verkneife ich mir mal lieber an dieser Stelle, ich will ja nicht meine gesamten männlichen Blogleser verärgern. :P Aber nicht, dass ihr jetzt denkt, dass die Jungs und Männer überhaupt nichts zu tun haben, sie haben ohne Frage auch ihre Aufgaben, die sie erledigen müssen.
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Step 1: warten bis alle Eimer voll sind ... |
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Step 2: Eimer auf dem Kopf heben |
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Step 3: Lächeln fürs Foto |
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Step 4: Ausbalancieren |
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Step 5: Let's go |
Das Thema Kochen bietet aber einen guten Übergang: und zwar ist hier das Essen natürlich auch komplett anders. Hier isst man zwei mal warm am Tag, eine ziemliche Umgewöhnung. Meistens gibt es irgendwelche Hülsenfrüchte wie Reis oder Hirse. Generell gibt es fast immer irgendeinen Brei (das soll jetzt nicht abwertend klingen, es ist einfach so) mit einer scharfen Soße. Und gegessen wird natürlich mit den Händen. Nein, ich meine gegessen wird mit der rechten Hand. Die Linke sollte man lieber gleich vergessen. Getrunken wird aus kleinen Plastikbeuteln, in denen 500ml rein passen. Das hat zum einen den Vorteil, dass man immer ziemlich viel auf einmal trinkt und somit den Tag über genügend Flüssigkeit aufnimmt. Zum anderen aber auch den Nachteil, dass dadurch natürlich ein enormer Plastikverbrauch entsteht. Mülltrennung oder Papierkörbe gibt's hier auch nur ganz selten, ersteres habe ich noch gar nicht mitbekommen. Somit liegt hier auch immer allerhand Zeugs, vor allem eben Plastik, in der Gegend rum.
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Die beschriebenen Wasserbeutel |
So, damit der Eintrag mal ein Ende findet, komme ich mal langsam zum Schluss. Nur ein was noch: letzte Woche habe ich mir in einer vier-stündigen Prozedur Rastas machen lassen. Ihr könnt euch nicht vorstellen, wie froh ich war, als Sandra, die meine Haare machte, endlich fertig war und ich mich wieder bewegen konnte! Zwischendurch kam übrigens auch mal kurz die Nachbarin mit rüber und hat beim Flechten mit geholfen, da es schier kein Ende nahm. Doch nun ist's geschafft und ich bin auch ganz froh darüber. Es sieht zwar anders als "normal" aus, ist aber durchaus praktisch, da ich so zum Beispiel mein Lieblingsshampoo sparen kann.
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Niceee hairs :) |
Okay, an dieser Stelle ende ich nun wirklich. Ich habe zwar eigentlich noch ganz viel zu erzählen, weil hier echt viel passiert, aber das packe ich lieber in den nächsten Post mit rein. Jetzt muss ich erstmal ins Waisenhaus, Amos wartet bestimmt schon auf mich!
Tschüss & liebe 36°C - Grüße!
Nono
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