Dies sind die typischen Fragen, die sich insbesondere Eltern (eher die Mütter, die das Ganze oft nicht ganz so gelassen wie Väter sehen) stellen, wenn Weihnachten immer näher rückt. Zumindest in Deutschland.
Doch dieses Jahr bin ich zu Weihnachten nicht zu Hause. Oder besser gesagt nicht zu Hause in Deutschland. Aber sehr wohl zu Hause in Ghana. Und hier laufen die Sachen ganz anders ab. Keine Mütter, Väter, Omas und Opas, Tanten, Onkel, Freunde und Arbeitskollegen, die sich mit roten Flecken im Gesicht durch die Kaufhäuser drängen, auf der Suche nach dem passenden Geschenk. Kein Weihnachtsmarkt mit Glühwein, gerösteten Mandeln, Karussell und schrecklicher Musik.
Doch woran liegt das? An der Kultur? Ich glaube, so einfach können wir es uns da nicht machen. Gehört denn der Weihnachtsmark wirklich zur deutschen Kultur? Oder gibt es ihn doch eher nur wegen dem kommerziellen Zweck? Geld bestimmt die Nachfrage und die Nachfrage bestimmt das Angebot. Und Menschen, die genügend Geld haben, kaufen das Angebot. Ein ewiger Kreislauf.
Nun aber zum eigentlichen Dilemma: in Ghana und vielen anderen Ländern der Welt hat der Großteil der Bevölkerung nicht so viel Geld wie in Deutschland zur Verfügung. Warum also hundert Stände mit verschiedenen Produkten, die am Ende doch alle gleich sind, aufbauen, wenn es sich sowieso niemand leisten kann?
Arme Menschen kaufen sich nur das, was sie wirklich brauchen und selbst dazu reicht nicht immer das Geld. Genauso sieht es auch mit den Menschen in Jirapa aus: es fehlt an Geld. Ist es nicht ungerecht, dass die Menschen hier so wenig haben, dass sie manchmal nicht genügend essen können, während in anderen Ländern gute Lebensmittel weggeschmissen werden, weil sie nicht schön genug aussehen?
Meine Waisenkinder müssen zum Glück nicht hungern. Das aber nur, weil sie von deutscher und amerikanischer Seite unterstützt werden. Trotzdem haben die Kinder nicht gerade viel: ihr gesamtes Eigentum passt in eine große Tüte, die nur ein kleines bisschen größer als die Papiertüten von REWE sind. Es teilen sich immer zwei Kinder ein Doppelstockbett, was pro Liegefläche mit einer sehr weichen Schaumstoffmatte belegt ist, sodass man jede Latte spürt. Es gibt für die Kinder zwei Zimmer: in dem einen schlafen die sechs Jungen, in den anderen die 14 Mädchen. Von materiellen Reichtum kann man hier also wahrlich nicht sprechen.
Jetzt schau Dich bitte deinem Zimmer um: was siehst du alles? Da kommt mit Sicherheit einiges zusammen. Auch Dinge, die du eigentlich gar nicht brauchst. Ich möchte dir jetzt kein schlechtes Gewissen machen. Es ist vollkommen okay, dass du so viele Sachen hast. Und du kannst auch getrost den Pullover gegen das Computerspiel tauschen. Ich versuche dir nur zu zeigen, dass viele Menschen in dieser Hinsicht nicht so viel Glück haben. Ich habe einmal den Satz „Reich ist der, der mehr hat als er braucht“ aufgeschnappt. Leider weiß ich nicht mehr von wem, aber ich muss sagen: es stimmt! Und nun frage ich Dich: bist du bereit etwas von deinem Reichtum abzugeben? Kannst du dir vorstellen, die Waisenkinder finanziell zu unterstützen? Es muss gar nicht viel sein, schon wenig kann helfen. Vielleicht kannst du ja im gesamten nächsten Monat zehn Euro weniger für Süßigkeiten ausgeben und diese stattdessen spenden. Dabei würdest du nicht nur anderen etwas Gutes tun, sondern auch dir selbst. Deine Zähne werden es dir danken.
Ich bitte dich also, Geld für das Projekt, in dem ich arbeite, zu spenden. Ich würde nicht danach fragen, wenn ich mir nicht absolut sicher wäre, dass das Geld hier gut angebracht ist und wirklich gebraucht wird.
„Reich ist man nicht durch das, was man besitzt, sondern vielmehr durch das, was man mit Würde zu entbehren weiß. Und es könnte sein, dass die Menschheit reicher wird, in dem sie ärmer wird, dass sie gewinnt, indem sie verliert.“ Immanuel Kant
Erweckt dieses Bild von Mina euer Mitleid? |
Danke fürs Lesen,
Noemi
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