Montag, 23. Februar 2015

A day like any other...

Hallo,

in diesem Post beschreibe ich euch einfach mal, wie ein ganz normaler Tag im Waisenhaus so aussieht. Ich habe extra meine Kamera mitgenommen, und somit sind auch viele Fotos entstanden. Also los geht's:

Wie jeden Tag stand ich auch diesen Mittwoch gegen 2:45pm vor dem Kindergarten, um Amos abzuholen. Da er immer eine andere Idee hat, was er machen könnte (Müll sammeln, denn ich dann uuuunbedingt mit ins Waisenhaus nehmen muss, Fahrrad abchecken, die Hunde ausschimpfen, ... ), war ich nicht allzu überrascht, als er mir diesmal mit dem Wunsch entgegen kam, doch endlich Fahrrad fahren zu lernen. Er sei ja nun auch schon fünf Jahre alt, und es würde langsam Zeit! Allerdings wurde es auch langsam Zeit nach Hause, also ins Waisenhaus, zu fahren, da mich die anderen bei den Hausaufgaben brauchten. Aber wenn sich Amos etwas in den Kopf gesetzt hat, muss das natürlich auch gemacht werden. Also schraubte ich den Sattel auf die niedrigste Höhe und lies Amos Platz nehmen. Er gab sich zwar wirklich Mühe, aber seine Beine waren doch noch ein bisschen zu kurz für das große Fahrrad. Ende des Lieds: Amos saß quitsch-fröhlich auf dem Sattel, während ich neben ihn her lief und bei 42°C das Fahrrad schob. Nach ca sieben Minuten hatte ich jedoch keine Lust mehr, und Amos musste wie gewohnt auf dem Gepäckträger Platz nehmen. Mit seinen Worten "go fast-fast Auntie" ging es nun endlich Richtung Waisenhaus.
Endlich angekommen, wurden wir von Esther begrüßt, die stolz mit einem neuen Lego-Auto spielte. Wir hatten nämlich ein paar Tage davor von drei Polen zu Besuch, die den Kindern eine riesige Freude bereiteten, in dem sie ihnen ein paar einfache Spielsachen wie z.B. Stifte, Aufkleber oder kleine Bälle schenkten.

Amos wieder auf dem Gepäckträger 
Amos, Esther und das legendäre Auto ^.^

Kurze Zeit später waren dann auch die anderen mit dem Unterricht fertig und der bis dahin eher stille Raum wurde nun vom lauten Geplapper erfüllt. Nachdem alle die Schuluniform gegen normale Kleidung getauscht und ein bisschen was gegessen hatten, ging es auch schon gleich los mit dem Hausaufgaben der Primary4-Mädels. Aufgabe war es, verschiedene Verben von Präsens in die richtige Präteritum-Form zu setzten. Jaja, die unregelmäßigen Verben werden mich wohl für immer verfolgen... ich habe es schon damals in der Schule gehasst. Und nun musste ich auch noch als Vorbildfunktion motiviert an die Sache ran gehen, na super :D
Nach 15 Verben und 10 Minuten später war die Englisch-Hausaufgabe aber auch schon fertig und es ging mit Mathe weiter. Die schriftliche Addition, Subtraktion, Division und Multiplikation von Brüchen war gefragt. Sowas hatte ich zwar schon seit gefühlten Ewigkeiten nicht mehr gemacht, aber da der jahrelange Matheunterricht nicht mal bei mir völlig vergebens war, konnte ich auch das den Kindern erklären.

Die stolze Abi mit der fertigen Eng-Hausaufgabe, ...

... während Riza noch ein bisschen zu kämpfen hat.
Kaum war ich mit big Abi, small Abi und Riza fertig, kam auch schon Ruth an, die meine Hilfe bei einem Aufsatz benötigte. Wobei ich bei Ruth immer ein bisschen aufpassen muss, da sie sich "manchmal" etwas dümmer stellt als sie ist, damit ich ihr die Antwort vorsage. Dafür ist sie aber in Mathe ein echtes Ass und übertrumpft jeden mit ihren schnellen Ergebnissen.
Mit den P4-Mädels mache ich die Hausaufgaben immer zusammen, bei den anderen ist es nicht so regelmäßig. Manche kommen nur, wenn sie eine bestimmte Frage haben oder ich ihre Lösungen kontrollieren soll. Bei anderen dagegen muss ich eher dahinter bleiben, dass sie die Hausaufgaben auch wirklich machen und nicht erst in letzer Sekunde vor dem Unterricht noch schnell abschreiben. Gerade zwei von den Jungs sind da in letzter Zeit etwas auffallend, aber das ist auch nichts ungewöhnliches in diesem Alter.


Letzter Hausaufgaben-check

v.r.n.l.: Sarah, Lydia, Charls, Riza, Michael, Kujo

Und diesmal nur Charls, Abi, Riza & Kujo
Sehr cooles Foto, wie ich finde :)

Das Schulzeug dauert insgesamt ca eine Stunde, wobei das ziemlich variieren kann und auch davon abhängt, ob in nächster Zeit Tests anstehen oder nicht.
Danach  steht eigentlich immer etwas anderes an: entweder ich baue mit Esther einen Pflanzen-Schutz gegen Tiere für ihre gut behütenden Mango-Pflänzchen; sammele Blätter für verschiedene Zwecke; lasse mich zum Fußball überreden; helfe beim Kochen; kontrolliere, ob auch die Schweine gefüttert wurden; spiele verschiedene ghanaische Spiele mit dem Kids und so weiter. Das ist wirklich jedes Mal anders. Und vor allem geht die Zeit echt schnell rum, sodass ich immer wieder verblüfft bin, wenn ich auf die Uhr schaue.
Dieses eine Mal hatte ich, wie schon gesagt, die Kamera mit und somit wurde fleißig geknipst:

Ann das Fotomodel :)

Mhhh meine Lieblingsbeschäftigung: zum Hausaufgaben
machen überreden
Fertig machen fürs Fotooo

Die sweeten! 

Das mit den Haaren ist auch so eine Sache für
sich: ich werd regelmäßig darauf angesprochen,
ob ich mein Haar nicht verkaufen will :D


Kurze Story zwischendurch: ich werde immer wieder gefragt, was denn so die Unterschiede zwischen Ghana und Deutschland sind. Hierzu ein kleines Beispiel -ich musste gerade zum Shop, da mein Internet alle war und ich somit meinen Post hätte nicht beenden können. Rose, die Verkäuferin, sagte, dass keine Internetaufladezettel mehr da seien. Ich will schon wieder traurig umkehren und nach Hause gehen, als sich ein Kunde, der hinter mir stand, einmischt. Dieser sagte, ich solle kurz warten und ihm die 20GHC geben. Er rief seinen 20jährigen Sohn, der schnell das Motorrad startete und losdüste. Sechs Minuten später stand er mit meinen gewünschten Internetcodes vor mir und gab sie mir einem Lächeln -"You are welcome" . Selbst der von mir nun erwartete Heiratsantrag oder wenigstens das Fragen nach der Handynummer blieb aus. Sie meinten es einfach nur gut, und haben mir geholfen, weil sie in der Position dazu waren. In Deutschland dagegen ist mir sowas noch nie passiert... Und lauter so kleiner Dinge sind mir schon öfters aufgefallen. Ich will mich jetzt nicht zu tief in die Materie vertiefen, da dieses Thema einen Eintrag für sich verdient hat. Der wird auch kommen, aber erst gegen Ende des Jahres, wenn ich die Kultur noch besser kennen gelernt habe.
So, jetzt geht's allerdings erstmal mit der Fotosession weiter:

Sarah & Abigail :)
Haha und im Hintergrund schimpfe ich bestimmt gerade mit Kujo,
der an diesem Tag echt aaanstrengend war :D

Neeeein, leider keine Schokolade :''''(
Das ist Sheanutcreme, aus der Öl zum Kochen gemacht wird
Ich liebe dieses Foto!:D

Fotos im gut geschützten Garten

...hinten links der neu gebaute Hühnerstall ^.^
Weit- und Hochsprung in einem

Ja und so rückt die Schlafenszeit immer näher und ich mache mich auf zum Heimweg. An diesem Tag war auch noch Stromausfall. Das ist echt doof, wenn man dann im Dunkeln Heim muss. Denn da ist wirklich ALLES stockfinster. Ich fahre dann immer über riesige Schlaglöcher, weil ich ja nichts sehe. Danach fühle ich mich meistens, als ob ich eine Gehirnerschütterung hätte.

Doch der Strom kommt meistens nach zwei Tagen wieder, schlimmer ist es mit dem Wasserausfall. Das ist nämlich schon wieder der Fall, seit ca einer Woche. Dabei muss ich doch so dringend meine Wäsche waschen! :O

Dieses Wochenende geht's auch noch in den Mole National Park. Ich hoffe, ich werde Elefanten sehen! *-*
Im März ist auch viel los: erst kommt meine Mum und mein größerer Bruder (ich sags dir gleich, Noli: ich bin nicht für Karateübungen gemacht und will auch nicht schon wieder 237232373 blaue Flecken haben!:D), dann habe ich noch ein Seminar in Bolgatanga. Danach fahre ich wieder an die Küste, um die letzte Woche mit meiner Familie dort zusammen zu verbringen. Und ja... dann ist auch der März schon wieder fast vorbei und der April bricht an.

Wie ihr seht, ich bin eine busy person :D
Bis dahin,
LGGG, Nono :)

Samstag, 14. Februar 2015

36 Grad und es wird noch heißer

Also was Hitze angeht, bin ich ja nicht so zimperlich. Besser warm als kalt, denk ich mir immer. Aber langsam reicht's selbst mir mit der Wärme in Ghana.

Das "kühle" Wetter um Dezember rum wurde im wahrsten Sinne des Wortes vom Winde verweht. Der Harmattan weht Tag für Tag neue heiße Luft nach Jirapa. Und nicht nur das -als wäre es noch nicht genug, werden unweigerlich mit dem Wind tausend kleine Sandkörnchen mit transportiert. Ich habe das Gefühl, als ob sich der ganze Staub direkt in meinem Zimmer festsetzt. Das ist aber auch echt ärgerlich: habe ich mich gestern noch aufraffen können mein Zimmer zu kehren, ist heute schon wieder alles voller Staub! Eigentlich müsste ich täglich am Kehren und Wischen sein, aber dazu habe ich einfach keine Lust. Deswegen finde ich mich lieber irgendwie mit dem Schmutz ab und zähle die Tage bis zum Beginn der Regenzeit.
Mittlerweile ist es auch nicht selten, dass es bis zu 45°C werden. Nachts kühlt es leider auch nicht mehr ab, weswegen ich nicht mehr so gut durchschlafen kann, weil es einfach zuuu warm ist. Soviel Wasser, wie ich zur Zeit täglich trinke, habe ich noch nie getrunken. Locker komme ich auf 3,5-5 Liter am Tag. Seit Ende Oktober gab es auch leider keinen Niederschlag mehr, weswegen auch die meiste Vegetation einfach nur grau und verdorrt ist. Letztens habe ich ein Bild von der Regenzeit gesehen und bin richtig erschrocken, wie grün alles war! Wie von einem anderen Planeten...
Aber man muss auch die guten Seiten an der Trockenzeit sehen: alle möglichen Insekten und Krabbel-Viecher, wie zum Beispiel eklige Spinnen, gibt es so gut wie gar nicht mehr. Denen ist es wahrscheinlich auch zu heiß geworden. Auch mein größter Feind - die Moskitos - haben mich schon seit langem nicht mehr geplagt. So nehme ich zur Zeit keine Malariaprophylaxe mehr, was ich ziemlich cool finde. Sonst müsste ich nämlich jeden Tag einen mega bitteren Tee trinken, den ich aber alles andere als vermisse. :D

Oben Regenzeit - unten Trockenzeit
(Die Punkte auf dem unteren Bild stammen von dem Staub,
der sich selbst auf meiner Kameralinse festgesetzt hat)

Ansonsten geht es mir, wie auch den Kindern im Waisenhaus, gut. Letzte Woche haben wir einen neuen Hühnerstall gebaut, da ja der alte wegen dem neuen Gebäude abgerissen werden musste.
Immer, wenn ich abends noch Zeit und Lust habe, bringe ich Esther, das Hausmädchen, was nicht zur Schule geht, Lesen und Schreiben bei. Also noch sind wir beim Schreiben, aber ich hoffe, dass sie bis Ende Julie bereits ein paar Sätze lesen kann. Leider muss sie jedoch meistens viel arbeiten. Dass auch ich erst abends vom Waisenhaus wieder komme, erleichtert die Sache nicht gerade. Doch wie heißt es so schön: wo ein Wille ist, ist auch ein Weg! :)

Beauty-day

Letzter Fahrradcheck von Amos, bis er hinten
auf dem Gepäckträger Platz nehmen darf :D

Ghanaischer, selbst gebauter Ofen

Der zuckersüüüüße Kingsley *-*

                     
So werden Steine in Afrika getragen, krass ne?!

Und was die Großen machen, wollen
natürlich die Kleinen auch können, ...

... selbst wenn man noch gar nicht genügend Kraft hat :D
   
Wahrscheinlich überall auf der Welt bei Jungs beliebt: Fuuußball!

Und ist der Mond zu sehn,
heißt es für mich zu gehn.
(Ja, ich weiß -mein lyrisches Talent ist wirklich unfassbar!;D)


Nun denn. Das wars schon wieder. Ich gehe jetzt lecker Banku essen -Mhhh. Das ist ein typisches ghanaisches Gericht, bestehend aus einem Teigkloß mit Soup dazu. Da fällt mir direkt ein, dass ich mal einen Post über das Essen hier machen könnte! Wird bald geschehen, ab heute werde ich alles fleißig fotografieren.

Macht's gut,
Liebe Grüße, Nono :-)