Hallöchen,
seit vier Tagen bin ich nun schon wieder in Jirapa und kann euch somit von meinem schönen Urlaub in der Volta-Region berichten. Da ich allerdings nicht ganz so viel Zeit habe, werde ich nur über die wirklich erwähnenswerten Sachen schreiben. Ich hoffe, ihr seid damit einverstanden.
Der erste Stop war in Hohoe, einer größeren Stadt nahe dem Volta-See. Dort trafen wir uns mit den anderen Freiwilligen, sodass wir insgesamt eine Gruppe von acht Leuten waren. Am nächsten Tag stand auch schon der erste Ausflug an: die Wli-Wasserfälle. Das sind mit über 100 Meter die höchsten Wasserfälle Westafrikas. Und wirklich, sie sehen auch echt beeindruckend aus! Doch bevor man den Wasserfall so richtig genießen kann, muss man 1,5 Stunden steil bergauf kraxeln, was sich aber auch lohnt. Oben angekommen war ich zwar echt erschöpft, aber dafür konnte ich dann ja auch in den Quellwasser des Wasserfalls ein bisschen baden. Es war zwar nicht gerade sehr tief, aber als Abkühlung hat es alle mal gereicht. Und es war echt ein mega cooles Gefühl unter dem Wasserfall zu stehen und das Wasser wie Regen auf einen niederprasseln zu spüren. Ich habe vorher noch nie einen richtig großen Wasserfall gesehen, aber seit diesem Erlebnis weiß ich eins: ich lieeeebe Wasserfälle, die sind einfach so cool! Aber seht es am besten selbst:
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Ein Teil des Wli-Falls |
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Im Wasser konnte ich nicht so lange bleiben -Ghana hat aus mir eine noch schlimmere Frostbeule gemacht :D |
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Der Berg ist übrigens zur Hälfte auf ghanaischer Seite und zu anderen von der auf Togo |
Bald darauf ging es nach Tafi Atome, was auch direkt am Volta See liegt. Dort gibt es auch einen Fischermarkt, den wir uns natürlich anschauen wollten. Also ging es schon früh los Richtung See. Den Markt fand ich nicht sonderlich spektakulär, dafür hatte man aber einen schönen Blick auf den Volta. Da es dort aber nicht allzu viel zu tun gab, ging es relativ rasch weiter nach Logba Tota, einem kleinen Dorf. Dort in der Nähe sollten wir auf weitere kleinere Wasserfälle und sogar einer Tropfsteinhöhle treffen. Der Weg dahin hatte es allerdings in sich: als es auf einmal einen echt steilen Berg hinauf ging, blieb das Trotro plötzlich stehen und rollte sogar ein bisschen nach hinten! Schnell stiegen wir alle aus, aber unsere Sorgen blieben unbegründet -nachdem das leere Trotro ein paar Meter den Berg hinauf geschoben wurde, konnten wir alle wieder Platz nehmen und weiter ging's. Naja, ich für meinen Teil war trotzdem froh, als wir dann oben auf dem Berg, und somit auch im Dorf, ankamen. ^.^
Dort klärten sich dann schnell zwei Bewohner bereit, uns zu der Höhle zu führen. Es ging Bergauf, Bergab, über Stock und Stein, umgefallene Baumstämme und auch eine Begegnung mit den Killer-Ameisen blieb leider nicht aus. Wir mussten unter einen Baumstamm durchklettern, auf dem aber ein Haufen Ameisen krabbelten. Naja, der Erste passierte diese schwierige Stelle und kurze Zeit später hörte ich nur noch Rufe wie "Ahhh das tut so weh!!! Passt bloß auf die Ameisen auf, die beißen richtig! Auuua!!". Da ich die Letzte war, konnte ich nicht wirklich sehen, was vorne vor sich ging. Die Rufe beruhigten mich jeden Falls nicht gerade. Aber ich hatte Glück: unserer Guide schlug, nachdem die meisten eh schon die schwierige Stelle passiert hatten, mit seiner Machete einen kleinen Umweg durch den Busch, sodass ich den Ameisen größtenteils aus den Weg gehen konnte.
Kurze Zeit später kamen wir auch an dem Wasserfall mit der Höhle an. Dort mussten wir dann durch das Wasser waten, um zu der Kluft zu gelangen. Die vom Reiseführer mit Stalaktiten und Stalagmiten gepriesene Höhle beinhalte in Wahrheit nur einen einzigen großen Tropfstein und das wars. Trotzdem gefiel mir der Platz ganz gut, es war so schön still und idyllisch.
Als wir wieder im Dorf eintrafen, war es bereits früher Abend. Da es ganz in der Nähe auch ein Affen-reservat mit sogenannten Mona-monkeys gab, beschlossen Henri, Alessia und ich diesem einen Besuch abzustatten. Es war schon ganz lustig, die Affen mit Bananen zu füttern und sie mal richtig aus der Nähe sehen zu können, aber das Ganze dauerte nur 30 Minuten und ja. Ich vermute stark, dass wir bei dem Eintrittspreis ziemlich übers Ohr gehauen wurden, aber mit sowas muss man als Nasala (,,weißer Mensch" auf Dagaare) nun mal ab und zu rechnen. Interessant war noch, was uns der Guide zu den Affen erzählte: sie seien in diesem Dorf heilige Tiere, sodass es niemand wagt, sie zu verletzen oder gar zu töten. Wenn ich das richtig verstanden habe, stellen diese Affen eine Verbindung zu Gott dar oder sind sogar selbst kleine Götter.
Als wir dann im Hostel ankamen, musste ich erstmal duschen, denn die Affen hatten mein schönes Kleid dreckig gemacht, voll gemein! Auch wenn es Götter sein sollen, anscheinend wissen sie nicht, wie lange es dauert, ghanaischen Stoff wieder sauber zu bekommen.
Frisch geduscht und mit neuen Klamotten spielten wir noch ein paar Runden Karten, bevor es ins Bett ging. Denn am nächsten Tag hieß es schon wieder zeitig aufstehen, Jippie!
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Grün - grüner - Volta-region |
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Säcke von Schiffen aufs Land laden |
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Volta See |
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Ausblick genießen :) |
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Das Dorf nahe bei der Höhle. Die Landschaft war dort so anders! Man hätte denken können, man sei in einem anderen Land. |
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Durch den Dschungel |
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Schöner geht's doch nicht mehr, oder? |
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Der wunderbare Tropfstein :D
(bzw ein Stalagnat, für alle, die's genau wissen wollen) |
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Zwischen Höhle und Land liegen sichtlich ein paar Hindernisse |
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Meine neuen Freunde :D |
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Henri, ich & Alessia |
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Mona-Monkeys |
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Abends todmüde noch Karten spielen :D |
In aller Frühe ging es weiter nach Akosombo. Von dort wollten wir eine Fähre nach Kete Kranchi nehmen. Bevor wir an Bord konnten, hatten wir allerdings noch reichlich Zeit und so beschlossen wir, den berühmten Staudamm anzusehen. Dieser Stausee lässt den
Black,
White und
Red Volta-River zusammenfließen. Er ist so groß, dass er der größte Stausee der Erde ist, der vollständig von Menschen erschaffen wurde. Durch dieses technische Wunderwerk gewinnt Ghana 80% ihres Stromes. Das erklärt übrigens auch, warum es in der Trockenzeit öfter zu Stromausfall als in der Trockenzeit kommt: die Flüsse führen einfach nicht genügend Wasser, wodurch nicht so viel Strom erzeugt werden kann. Trotzdem wird zu jeder Season Strom in die Nachbarländer exportiert, da dass zu Beginn des Baus vertraglich abgestimmt wurde.
So wichtig der Staudamm für Ghana auch ist, er hat eine schlechte Vergangenheit. Damit das Land für den See geflutet werden konnte, mussten über 70.000 Menschen zwangsumgesiedelt werden. Das soll zwar laut unseren Führer alles human abgelaufen sein, aber ob das jetzt nun wirklich so gewesen ist weiß man ja nie...
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Blick auf die sechs Turbinen des Damms |
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Andere Seite des Damms |
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Und noch mal die Turbinen |
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The beautiful Volta-Lake |
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Und zum Schluss ein Gruppenfoto :)
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Gegen 2PM ging es dann zur Fähre. Dort mussten wir noch ungefähr zwei Stunden warten, bevor wir an Bord konnten. Mit dem Schiff fuhren wir die ganze Nacht durch und kamen 11AM am nächsten Tag in Kete Kranchi an. Die Fahrt an sich war ganz cool, auch wenn der Motor echt laut war. Wir vertrieben uns die Zeit mit Karten spielen, lesen, schlafen und -ganz wichtig- essen. :D
Als wir wieder an Land gehen konnten hatten wir nur noch eine gemeinsame Nacht, bis sich unsere Wege dann wieder trennten. Ich für meinen Teil ging noch ein paar Tage zu der Freiwilligen Kim, die in Wenchi arbeitet. Henri besichtigte in dieser Zeit Cape Coast, wo ich ja aber schon war. Also trafen wir uns, als er fertig war, und machten uns gemeinsam wieder nach Jirapa auf. Hier angekommen stellte ich als erstes fest, dass IMMER NOCH Wasserausfall ist. Langsam wird es echt nervig...
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Noch schnell ne Runde meditieren :D |
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Phase 10! |
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Früh, als noch alle schliefen. (Ich bin die in der coolen pinken Jacke^^) |
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Hier nochmal unsere Tour Roter Stern = Jirapa Lila Pfeile = Hinfahrt Braune Pfeil = Rückfahrt |
Und nun zum größten Missgeschick aller Zeiten: im Urlaub kaufte ich mir ein wunderschönes Fußkettchen, was ich natürlich von nun an auch Tag und Nacht tragen musste. Täglich erfreute ich mich an den schönen Anblick. Doch eines Tages lag ich im Bett und las verschiedene Sachen im Internet, als ich über den Satz
,,Fußbänder gelten in Ghana als Zeichen der Prostitution" stolperte. Na suuuper! Da brauchte ich mich auch nicht mehr wundern, warum mich immer mal wieder lächelnd Leute fragten, warum ich das den trage. Zum Glück habe ich als Weiße einen kleinen Bonus was kulturelle Missgeschicke angeht, aber trotzdem... Auf dieses Malheur hätte ich auch gut und gerne verzichten können!:D
Dann gibt es noch etwas echt krasses zu berichten. Es ist so unfassbar, dass ich es immer noch nicht richtig glauben kann! In Jirapa wurden mehrere Leute verbrannt. -Ja, richtig, VERBRANNT! Das waren wohl angeblich Diebe, die schon länger ihr Unwesen hier trieben. So wie ich es erfahren habe, wurden sie dann eines Tages erwischt und so zusammengeprügelt bis sie wehrlos am Boden lagen. Dann hat man wohl Benzin über sie geschüttet und sie einfach angezündet! Das ist so krass. Wie können Menschen anderen Menschen nur so etwas antun?! Einer erlag den Verbrennungen sofort, die anderen wurden wenigstens ins Krankenhaus gebracht, von denen aber gestern ein weiterer starb. Die Übrigen, so sagt man, werden wohl auch nicht mehr lange leben.
Mir fehlen da echt die Worte und ich kann das ehrlich gesagt auch nicht nachvollziehen! Ich verstehe ja, dass es die Leute hier härter trifft, wenn sie bestohlen werden, weil sie ärmer sind, aber das ist doch noch lange kein Grund für solche Taten. Das Schlimmste ist, dass es viele ganz normal und richtig finden. Es sei gut so, denn sonst könnten ja alle Diebe der Welt nach Jirapa kommen. Da müsse man schon konsequent sein und bestrafen...
Ich hätte niemals gedacht, dass man hier noch so etwas praktiziert. Gerade, weil Ghana im Vergleich zu anderen afrikanischen Ländern ziemlich weit entwickelt ist. Aber diese Entwicklung und das moderne Denken ist scheinbar noch nicht in den Norden durchgedrungen. Das habe ich auch im Urlaub wieder deutlich gespürt. Im Süden sind die Menschen oft viel gebildeter und weltoffener als hier im Norden.
Naja... ansonsten geht es mir gut. Um zum Schluss noch eine gute Nachricht zu bringen: nächstes Wochenende werden Jesse und Sarah heiraten. Deswegen kommen am Freitag alle Freiwilligen, da wir ghanaische Kleider extra für die Hochzeit bekommen werden. Das Haus wird rappel voll sein, schon alleine in meinem Zimmer sollen zehn Leute schlafen. Und mich würde es nicht wundern, wenn diese Zahl noch steigt. ^^
Also mal wieder viel los in Jirapa here!
Bis baaald,
Ama ;*
PS: mein eines Handy wurde geklaut, somit bin ich über meine Vodafone-Nummer nicht mehr erreichbar, nur noch über die MTN-Nummer. Darüber, dass das Handy innerhalb der Familie geklaut wurde, sage ich mal nichts ...
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