Donnerstag, 4. Juni 2015

Fließendes Wasser & organisierte Bürokratie - Echte Privilegien!

Hallo ihr Lieben,

heute möchte ich mich kurz und bündig zu zwei Themen äußern, die gemeinsam haben, dass sie in Deutschland anders als in Ghana funktionieren: fließendes Wasser und organisierte Bürokratie.


Wasser ist so schön, wenn es aus der Leitung kommt

Zuerst die wunderbare Neuigkeit: das Wasser fließt wieder!!! Ohhh man, ihr könnt euch wahrscheinlich gar nicht vorstellen, wie happy ich war, es ich es bemerkte. Ich saß auf meinem Bett und erledigte Papierkram, als ich auf einmal ein komisches, lang nicht mehr gehörtes Geräusch vernahm. Es dauerte nicht lange und mir schoss es wie ein Blitz durch den Kopf: das ist doch das Tropfen von Wasser! Eine Sekunde später war ich auch schon im Bad und meine herrliche Vermutung wurde bestätigt. Es kam wirklich Wasser aus dem Hahn! Und das nach zweieinhalb Monaten Wasserausfall! Unterschätzt diese Zeit nicht, das sind immerhin 10 Wochen; 70 Tage; 1680 Stunden und 100800 Minuten (jaa, hier kam der Taschenrechner zum Einsatz). Eine Zeit, geprägt vom zeitigen Aufstehen und Wasser holen, hin- und herlaufen, bis die Tonne gefüllt war.
Der (unfreiwillige!) Verzicht auf Wasser aus dem Hahn hat mir wirklich nochmal verdeutlicht, was für ein Privileg fließendes Wasser ist und dass es keines Wegs als selbstverständlich angesehen werden sollte. Also, schätzt es, wenn ihr dieses Privileg habt.
Es erleichtert einfach so vieles! Man muss nur schnell den Hahn aufdrehen und schon hat man, was man will. Ich hatte gestern direkt ein schlechtes Gewissen, als ich beim Duschen und Haarewaschen einen vollen, statt nur den üblichen halben Eimer verbrauchte.


Schnell alle Behälter mit Wasser füllen.
So schnell das Wunder gekommen ist,
so schnell kann es auch wieder versiegen.

Happy & gewappnet für den nächsten Wasserausfall:
die Tonne ist wieder bis oben hin voll.


Bürokratie ist so schön, wenn man nicht warten muss


Wenn man ein Jahr in Ghana verbringt, kommt man über kurz oder lang mit der hiesigen Bürokratie in Kontakt. Ob das nun bei der Beantragung des Visums oder der Arbeitserlaubnis, der Zusammenarbeit mit der ghanaischen Organisation Firm Lifeline Ministries oder speziell in meinem Falle auch die Verlängerung der Krankenkassenkarten der Kinder ist, spielt eigentlich keine so große Rolle.
Um was es sich auch handelt, man erfährt relativ schnell am eigenem Leibe, dass alles, was mit Bürokratie zu tun hat, in Ghana lange dauern kann. Und mit lange meine ich wirklich, wirklich lange!
Ich verdeutliche das am besten mal mit einem Beispiel: das von mir geliebte Verlängern der Healt Insurance Cards. Heute war schon wieder so ein Tag, an dem ich diese Karten in Angriff nehmen musste. Mein Ablauf sah also wie folgt aus:
  • 5:45 AM Wecker klingeln
  • 6:00 AM aus dem Bett quälen
  • 6:15 AM zum Waisenhaus fahren
  • 6:33 AM ankommen und von müden Gesichtern begrüßt werden
  • 6:35 AM Abigail & Julie ausfindig machen, deren Karten verlängert werden müssen. Natürlich haben beide noch nicht gegessen, obwohl ich ihnen Tags zuvor 1000 mal gesagt habe, dass sie das bis 6:30am erledigt haben sollten. Als ich ins Haus gehe, bemerke ich, dass Amos, der dritte Kandidat, noch in den Federn liegt. Nachdem er geduscht wurde und alle gefrühstückt hatten, konnte es nun endlich losgehen. Zwei Fahrräder für vier Personen, ganz normal.
  • 7:30 AM endlich Abfahrt (obwohl eigentlich 6:45AM ausgemacht wurde)
  • 7:40 AM Mitten auf dem Weg bekommt mein Reifen einen Platten. Na super! Und das, obwohl wir sowieso schon spät dran sind. Schnell rufe ich Bibiana an und frage, ob sie Amos und mich mit dem Motorrad zum Health Center fahren kann.
  • 8:00 AM Ankunft am Health Center, aber keine Arbeiter in Sicht. Eigentlich müsste schon seit einer Stunde reger Betrieb herschen
  • 8:45 AM Nach und nach trudeln die Angestellten ein, sodass das eigentliche Warten beginnen kann
  • 9:15 AM Wir sind an der Reihe und können schon mal für die Bearbeitung der Karten bezahlen. Danach heißt es Zeit absitzen, bis man ins Hauptgebäude kommt
  • 10:15 AM WARTEN
  • 11:15 AM WARTEN
  • 12:15 AM WARTEN
  • 01:15 PM WARTEN
  • 02:15 PM WARTEN
  • 02:45 PM Da ich als Weiße oft eine Sonderbehandlung bekomme, haben wir Glück und werden vorgelassen. Ansonsten hätten wir noch ungefähr drei weitere Stunden WARTEN müssen.
  • 03:05 PM Amos, Abigails und Julies Karten werden bearbeitet
  • 04:15 PM FREIHEIT! Alles ist geschafft, die neuen Karten sind in den Händen der stolzen Besitzer und es kann eeeeeeendlich ab nach Hause gehen.
Wie ihr also seht, eine simple bürokratische Tätigkeit nimmt in Ghana unmengen an Zeit in Anspruch. Das liegt zum einem daran, dass die "Büros" (oft draußen in einem schattigen Plätzchen) bei Weitem nicht so gut wie in Deutschland ausgestattet sind. Zum anderen haben Ghanaer aber auch einfach eine völlig andere Einstellung zur Arbeit. Und wenn es nun mal dauert, dann dauert es eben. Viel kann man da eh nicht machen, und mit schlechter Laune schieben kommt man erst recht nicht weit.



Das waren nur mal zwei Dinge, die hier ganz anders als in Deutschland ablaufen. Ich würde nicht unbedingt sagen schlechter, aber ich für meinen Teil finde es auf diese zwei Aspekte bezogen in Deutschland besser. Aber es gibt auch ganz viele Sachen, bei denen sich Deutschland was von Ghana abkucken kann. Was das genau für Sachen sind, werdet ihr bald erfahren. ;)

Und der Blog über die Hochzeit kommt auch noch, versprochen! Nur habe ich irgendwie gar keine richtige Lust den zu schreiben... Aber extra für euch werde ich mich da mal noch am Wochenende hinsetzen und den fertig stellen.

Bis dahin,
eure Nono :)

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