Hey Leute,
I'm back in Jiiiirapa here. :)
Ich habe ja schon angekündigt, dass ihr auf diesen Post leider etwas warten müsst. Aber da jedes Warten irgendwann ein Ende hat, kommt hier nun endlich der Eintrag über das Zwischenseminar und dem Urlaub mit meiner Familie.
In der ersten Märzwoche kamen meine Mutter und mein älterer Bruder in Accra an. Nachdem sie mehrere Stunden in verschiedenen Bussen verbracht hatten, bekam ich dann endlich den Anruf, dass sie in Jirapa vor dem MTN-Shop ständen und ich sie doch vieeeelleicht, wenn ich denn Zeit hätte, abholen könne. Keine fünf Minuten später stand ich vor dem besagten Shop und sah (einen Teil) meiner Familie nach ca 6 Monaten wieder! Nach der Begrüßung, die ohne allzu langer Umarmung ausfiel, da öffentlicher Körperkontakt in der Kultur hier eher vermieden werden sollte, ging es zunächst nach Hause. Ich zeigte ihnen kurz das Haus, bevor wir es uns in meinem Zimmer so gut es ging bequem machten und redeten über alles mögliche -es gab ja immerhin viel zu erzählen. Am gleichen Abend führte ich sie noch in einer kleinen Route durch ein Teil Jirapas, damit sie schon mal einen kleinen Einblick von meinem Leben hier erfahren konnten .
In den nächsten Tagen führte ich sie quer durch Jirapa, vom Fußballspiel zum Waisenhaus. Dort verteilten wir eine ganze Menge an Stiften, Kuscheltieren und kleineren Geschenken, die von einem Spendenaufruf aus Deutschland stammen. An dieser Stelle ein
gaaaanz großes Dankeschön an den wunderbaren Kindergarten Pampelmuse in Chemnitz! Danke, dass ihr andere Menschen auf das Projekt aufmerksam gemacht habt, dass ihr mich nicht vergessen habt und dass ich es als Kind immer nie erwarten konnte, endlich in den Kindergarten zu gehen! :) Durch diesen Kindergarten bin ich nämlich erstmals durch Kwashi, einem ghanaischen Trommler, in den Kontakt mit Afrika geraten. Damals hätte zwar wohl niemand gedacht, dass dieses Erlebnis so prägend für mich sein würde, aber wer weiß schon, was die Zukunft für uns bereit hält... (vielleicht ein zweites Jahr Ghana oder Nigeria?)
Da ich schon einmal beim Danke-sagen bin, natürlich auch Danke an all die Eltern, die verschiedenste Sachen gespendet haben und an meine Familie, die die Sachen hier her geschleppt habt.
die Kiddis haben sich wirklich seeehr gefreut. Mit den Bundstiften malen sie jetzt immer ganz fleißig in Malbüchern. Und wenn sie ein Bild fertig ausgemalt haben zeigen sie es mir immer stolz und ich soll mit Hilfe Schulnoten das Bild bewerten. (Ich wäre eine gute Lehrerin, ich verteile nämlich fast immer 1-en :D )
 |
Auf dem Fußboden verbannt :D |
 |
Erstmal zum Shop - Essen kaufen |
 |
Jaja, hier sieht man es bunt auf bunt, wie mein Bruder mich armes Wesen immer drangsaliert! |
 |
Geschenke verteilen - keiner will zu kurz kommen :D |
 |
Glückliche Gesichter :) |
 |
Stolze Besitzer cooler Sachen |
Falls ihr euch wundert, warum meine Mum auf keinen der Fotos drauf ist: sie war diejenige, die stehts die Kamera gezückt hat, sodass ich euch nun die Bilder zeigen kann.
Nach drei Tagen Jirapa trennten sich unsere Wege jedoch fürs Erste, denn ich musste zum Seminar nach Upper East / Bolgatanga. Während ich die anderen Freiwilligen wieder traf und mein halbes Jahr in Ghana reflektierte, besuchte meine Familie den Mole Park und einige Orte an der Küste Ghanas.
Kurz zum Seminar: es war wirklich sehr schön, auch wenn die Zeit leider ein bisschen zu knapp war. Das Seminar verlief in kleiner Runde und alles ging sehr freundschaftlich zu. Wir besprachen viele verschiedene Themen, wie zum Beispiel Kultur / Religion und Tod. Für mich war es sehr interessant, da ich auch Sachen erfuhr, die ich vorher noch gar nicht wusste, wie folgendes: Für die ghanaische / "afrikanische" Kultur sind Beerdigungen extrem wichtig. Denn die Beerdigung ist der Übergang des toten Menschen zu den Reich der Ahnen, die über die Familie wachen. Diese Ahnen sind sehr mächtig, sodass durch ihnen die die Kommunikation zu Gott möglich ist. Der Glaube besagt, dass Ahnen sogar die Möglichkeit haben, sich durch ihre neu gewonnene Macht zu rächen, und somit den Lebenden das Leben schwer machen können. Dieses Thema ist unfassbar komplex, außerdem für uns Europäer schwer nachvollziehbar. Aber deswegen war es für die Familienangehörigen auch ganz schlimm, als sie die Ebola-Opfer nicht würdevoll verabschieden konnten. Die deutschen Medien haben oft nur berichtet, dass die Afrikaner die Leichen stehlen, um sie heimlich zu beerdigen, was nur die Ansteckungsgefahr erhöhte. Aber warum die Kultur dies so verlangt, wurde nur selten berichtet, sodass bei manchen Leuten das Bild des "dummen Afrikaners, der einfach nicht verstehen will, dass Ebola auch an einer Leiche ansteckend ist" entstand. Ich selbst konnte auch nicht richtig nachvollziehen, warum denn die Ebola-Opfer unbedingt beerdigt werden mussten, wenn man doch weiß, dass dies mit einem hohen Risiko verbunden ist. Aber durch diese Kenntnis der Kultur kann ich das handeln nun sehr viel besser verstehen und bin jedes mal aufs neue überrascht, was für eine große Rolle die Naturreligionen hier doch spielen. Ghana ist wirklich so krass anders als Deutschland, dass kann man sich einfach nicht vorstellen, wenn man es nicht selbst über einem längeren Zeitraum erlebt!
Das Seminar war also echt sehr hilfreich und es war auch einfach mal angenehm sich mit den anderen Freiwilligen über die Arbeit auszutauschen, auch wenn diese andere Projekte haben und ich die Einzige bin, die in einem Waisenhaus arbeitet.
 |
Meine Mamaaa mit Kids |
 |
Noel & Mama vor der ältesten Moschee Ghanas |
 |
Durch diese wunderbare Gegend bin ich 3h ohne Wasser, ohne Handy mit einer anderen Freiwilligen geirrt, weil wir uns doofer weise verlaufen haben :D |
 |
Die Togo-Hills, wo viele traditionelle Rituale durchgeführt werden |
Als das Seminar zu Ende war, fuhr ich wieder nach Jirapa, um dort meine Sachen umzupacken und am nächsten Tag mit dem Nachtbus nach Jirapa (den ich fast verpasste) nach Accra zu düsen, wo ich meine Familie im tadaaa altbekannten
Rising Phoenix wieder traf.
Dort verbrachten wir dann eine Nacht, um am nächsten Tag zu einem kleinen Ort, in der Nähe von Krokrobite, im coolen Hostel
Big Millys einzuchecken. Dort war es so touristisch, dass ich mich erstmal ein kleines bissche umgewöhnen musste. Es gab sogar europäisches Essen und echt viele weiße Menschen. Mir hat es dort auch echt gut gefallen, man konnte schön baden und einfach relaxen. Nach zwei Nächten führte unsere Reise aber weiter nach Cape Coast, wo die bekannte Sklavenburg
Cape Coast Castle steht. Wir haben sie natürlich besichtigt und es gab sogar eine Führung. Ich will jetzt nicht zu viel über Cape Coast erzählen, da ihr ja sonst schon alles wisst, wenn ihr die Sklavenfestung selbst einmal besichtigen solltet. Aber es ist schon echt interessant und krass, wie die Sklaven behandelt wurden. Sie wurden in unterirdische Räume gepfercht, ohne Licht, Strom, Belüftung, Toiletten oder Wasser, wo sie dann auf nacktem Stein schlafen mussten. Somit nahmen auch Krankheiten viel schneller ihren Lauf.
Unser Führer zeigte uns diese Räume und machte das Lich aus. Es war einfach nur dunkel, teilweise stickig und unbehaglich. Zum Glück für uns, dass wir nur immer ca 5 Minuten in diesen Räumen waren, mit den Wissen, sofort wieder raus zu können, was ja vor vielen Jahren leider nicht so war...
 |
Haha, mal so tun als ob^^ |
 |
Bis bald Rising Phoenix |
 |
village close to Krokrobite |
 |
Mal wieder ein Augen-zu-Bild |
 |
Lese-tag ^.^ |
 |
The beach |
 |
Cape Coast |
 |
Cape Coast, andere Perspektive |
 |
Die (angeblich) originalen Kanonen |
 |
My Mum |
 |
Sicht aus einem der Fenster |
 |
The door of no return. Hinter dieser Tür liegt der Ozean, auf denen die Sklaven verschifft wurden |
 |
Heute wird die Küste allerdings zum Fischfang genutzt, ... |
 |
... wie man an den vielen Booten unschwer erkennen kann. |
 |
Fischer mit seiner Tochter |
Für mich hätte Cape Coast auch eine Kleinstadt im südlichen Italien, vielleicht irgendwo auf Szizilien, sein können. Die Häuser -Überreste der britischen Kolonialzeit- sind alle mehrstöckig, was für mich ganz ungewohnt war, weil es nicht der Norm entspricht. Auch die geteerten Straßen, das bunte Treiben und die touristischen Läden erinnerten mich eher an meine Urlaube in Italien statt an Ghana.
In Cape Coast verbrachten wir zwei oder drei Nächte, schlenderten durch die Stadt -es gibt dort sogar einen richtigen Buchladen, mit anderen Büchern als nur Bibeln!- , gingen abends lecker essen und packten schließlich unsere Sachen, um weiter nach Elmina zu ziehen.
In Elmina gibt es eine weitere Sklavenburg, das
St Georges Castle. Dieses wurde bereits 1482 von den Portugiesen erbaut und hat den gleichen weißen Anstrich wie das
Cape Coast Castle.
Unsere Unterkunft in Elmina war echt schön, auch wenn es vielleicht ein bisschen zu ökologisch war, da es Strom erst ab 5:30PM gab und auch keine Steckdosen im Zimmer vorhanden waren. Der Beach allerdings war echt cool, auch wenn die Wellen soo riesig und stark waren, das es mich des Öfteren hinhaute. In Elmina machte ich mit zwei anderen Frauen einen Trommelkurs, der wirklich Spaß machte. Ich muss mir unbedingt eine Djembe mit nach Deutschland nehmen, ich weiß nur noch nicht ganz, wie ich das am besten anstelle ...
Leider neigte sich der Urlaub immer mehr den Ende zu, sodass wir wieder ein Trotro nach Accra nehmen mussten. Dort checkte ich abermals im
Rising Phoenix ein (mittlerweile kennen mich dort schon alle, haha :D) und ging mit meiner Mum zu den Art Centre und ein bisschen durch die City. Abends hieß es dann sich verabschieden, da meine Familie wieder zum Flughafen musste. Auch wenn wir nicht immer einer Meinung waren (wie das eben typisch Familie der Fall ist:D) fand ich den Urlaub sehr schön und habe ihn auf jeden Fall genossen. Danke also, Noli & Mama, dass ihr den weiten Weg extra 4 me in Kauf genommen habt.:)
Ich für meinen Teil konnte noch ein paar entspannte Stunden in Accra verbringen, bevor dann ein paar Tage später auch mein Bus von Accra nach Wa abfuhr. Dies ist nochmal eine Story für sich: 7PM war boarding time, 8PM Abfahrt. Ungefähr 7:30PM nahm ich mir ein Taxi zur Busstation, was aber auf Grund des mega Staus viel zu spät ankam, sodass mein Bus dann schon leider weg war. Aber Ghana wäre nicht Ghana, wenn sich da nicht eine Lösung finden ließe. Also wurde ich in einem Bus gesteckt, der mich dann rauslassen wollte, sobald er meinen eigentlichen Bus überholt hätte. Gerade als ich es mir auf dem Gang (alle Plätze waren belegt) so gut es ging gemütlich gemacht hatte, sollte ich auf einmal doch wieder aussteigen und in einem anderen Bus. Der war aber schon halb abgefahren, sodass er extra wegen mir nochmal anhalten musste. Unter den lauten Beschweren und Geschimpfe der Insassen "Nasala, ur waste our time, ... " (Ghanaer nehmen kein Blatt vor dem Mund und haben nichts dagegen ihre Meinung lauthals kund zu tun) nahm ich mit tausendmaligen Entschuldigungen abermals auf dem Gang Platz. Nachdem wir ca 10 Minuten auf der Autobahn gerollt sind, da immer noch mega Stau war, wurde mein Bus gesichtet. Ein Mann nahm meine Tasche und bedeutete mir ihn zu folgen, sodass ich meinen Bus erreichte. Mitten in der Nacht rannte ich also hochkonzentriert, um meine Flip-Flops nicht zu verlieren, einen wildfremden Mann auf der Autobahn in Slalom zwischen den Autos nach, der mich zu meinem Bus bringen sollte. Doof nur, dass sich auf einmal der Stau löste, wir aber immer noch mitten auf der Straße waren. So kam es, dass uns ein Motorradfahrer nicht sah und eine Vollbremsung hinlegen musste, die mich aber trotzdem hinfallen ließ. Außer ein paar leichten Schürfwunden ist mir aber zum Glück nichts passiert. Kurze Zeit später erreichten wir auch den Bus, der im langsamen Fahren die Tür aufmachte. Der Mann schmiss meine Tasche in den Bus, verabschiedete sich und machte wieder kehrt. Ich hüpfte schnell in den Bus, bevor dieser seine Türen schloss und endgültig das Tempo verschnellerte. Angekommen auf meinem Platz merkte ich erstmal, wie verkrampft ich war und musste erst einmal lachen. Sowas kann einem echt nur in Ghana passieren! Nachdem dann auch meine Geschichte in verschiedenste ghanaische Sprachen übersetzte wurde, sodass auch der letzte im Bus wusste, warum ich zu spät war, kehrte allmählich Ruhe ein und ich sank erschöpft in meinem Sitz zurück.
 |
Sonnenuntergang in Elmina |
 |
Strandspaziergang |
 |
... warten aufs Taxi ... |
 |
Und wieder im lauten, dreckigen Accra |
 |
Fotos mit Leuten, die ich eigentlich gar nicht richtig kenne :D |
Und nun bin ich wieder in Jirapa und froh, alle meine Kinder sehen zu können. Zur Zeit gibt es ziemlich viel zu tun, sodass ich abends immer relativ ko bin. Doof ist, dass schon seit zwei Wochen Wasserausfall ist, dabei muss ich doch echt mal wieder Wäsche waschen...
Achja, ich habe auch nun endlich einen ghanaischen Namen. Er lautet
Ama.
Tschüss also,
eure Ama :)