endlich finde ich mal ein bisschen Zeit, um mich nochmal zu melden -diesmal von Deutschland aus. Hier bin ich nämlich jetzt schon eine ganze Weile, doch ich hatte auch echt zu tun. Aber ich fang am besten ganz von vorn an und spule mal eben die Zeit ein bisschen zurück:
Ort: Jirapa, Datum: vergessen, Wetter: zu heiße 45°C
Der letzte Tag in Jirapa. Eigentlich befinden wir uns in der Regenzeit, doch an diesem Tag ist von Niederschlag jeglicher Art keine Spur in Sicht. Im Gegenteil, jeder wundert sich über die gleißende Sonne, nur am Horizont ist eine dicke Wolkenschicht zu erahnen. Man hofft auf Regen, denn die Erde ist zu trocken, sodass die Pflanzen nicht gedeihen können. Doch ich bekomme von alldem nicht allzu viel mit -ich laufe durchs Haus und suche meine letzten Sachen zusammen. Ich bin schon wieder viel zu spät dran, da ich mich im Hof mit Jo und einem seiner Freunde verquatscht habe, was eigentlich so gar nicht mein Plan war. Doch jetzt ist es still, da von den weiteren acht Familienmitgliedern nur noch eine da ist: meine liebe Esther.
Und dann kommt er schon, der Punkt, den ich so lange wie möglich versuchte hinaus zu zögern. Ich gehe zu Esther, die schon in der Hall wartet, und sage, dass ich fertig sei und in den nächsten 30 min gehen müsse, damit ich das nächste Trotro noch erwische. Jaaa, ihr könnt euch sicher vorstellen, dass diese halbe Stunde nicht gerade die freudigste in meinem Jahr war. Aber auch sie ging vorbei und ehe ich mich versehe stehe ich schon auf dem Weg mit der Kraxe auf dem Rücken und Esthi neben mir mit dem Rollkoffer in der Hand. Ich gehe ein letztes mal zu den Shops und verabschiede mich von Rose, Esther2 und Cynthia. Wir sind schon ein Stück die Straße hoch, als ich auf einmal "Hey Nasapoore, where re u going?!" vernehme. Hinter mir steht die Groundnut-Frau, der ich offentsichtlich vergessen habe zu sagen, dass heute der Tag meiner Abreise ist. Auf einmal kommt auch Grace, meine Schneiderin, hinzu und fällt aus allen Wolken, dass ich doch wirklich HEUTE schon gehe (ich habe es ihr zwei Tage davor gesagt, aber nun gut :D ). Sie meint bedauernd, dass sie doch für meine Eltern und Brüdern ein kleines Geschenk genäht hätte, hätte sie das gewusst. Jaja, nun geht es also zu viert weiter zur Station, denn die beiden lassen es sich natürlich nicht nehmen, mich zu begleiten. Esther Nr 3, die mir die Rastas geflochten hat, kommt mit ihrer kleinen Tochter America auch noch dazu. So erreichen wir also zu sechs wenige Minuten später die Trotro-station. Und ich habe Glück: ein Trotro ist gerade dabei beladen zu werden, sodass ich nur noch 20 Minuten warten muss. Nun heißt es sich also erneut von allen zu verabschieden. Esther macht ihre Drohung, so lange zu heulen, bis der Driver Mitleid mit ihr hat und mich doch nicht mit nach Wa nimmt, zum Glück nicht wahr und befinde mich somit schon kurze Zeit später zusammengequetscht in der letzten Reihe, als der Motor startet. Das war schon komisch, so das letzte mal durch Jirapa zu fahren und den Zurückbleibenden zu winken, denn irgendwie konnte ich zu diesem Zeitpunkt noch gar nicht so richtig fassen, dass es wirklich für eine ganze Zeit erstmal nicht zurück gehen wird.
Einen Stop in Jirapa gabs dann aber doch noch, und zwar an der Police-Station. Fami, der Policeman, winkte unser Wagen an den Rand und fragte mich ein letztes Mal, ob ich ihn nicht vielleicht doch noch heiraten wolle. Aber als ich abermals lachend verneinte wünschte er mir eine gute Reise, betete kurz für mich (obwohl er weiß, dass ich nicht an Gott glaube) und mahnte den Driver ja keinen Unfall zu bauen, sonst würde er es mit ihm persönlich zu tun bekommen. So langsam wusste also das gesamte Trotro, dass Nasala wieder nach Hause geht. :D Es sprach mich auch gleich ein Mann an, der zwei Reihen weiter vorn saß, und fragte, ob ich von Wa aus auch den Bus nach Accra nehmen würde. Da ich das tat, bezahlte mir dieser einfach mal so mein Gepäck und kaufte mir noch Saft und Kekse. Ich wunderte mich schon, da dieser Mann offensichtlich viel Geld hatte, was ja in Upper West nicht ganz so oft der Fall ist. Doch es stellte sich heraus, dass er zwar in Ghana aufgewachsen ist, aber seit seinem 20. Lebensjahr in Amerika, nur 30min von NYC entfernt, lebte. Schon krass, was man alles für Leute trifft...
Ja, also ich will mich gar nicht so lang fassen. Das war also mein letzter Tag in Jirapa. Dann war ich noch ein paar Tage in Accra (Jaja, das Rising Phoenix hats mir angetan) und dann hieß es auch schon in den Flieger zu steigen. Über Barcelona kam ich also wieder in Deutschland an. "Zu Hause" angekommen, bekam ich mit, dass eigentlich eine Überraschungsparty geplant war, aber die ließ ich einfach mal absagen... ich war echt geschafft und hauptsächlich müde. Zum Glück nahm es mir auch keiner der geladenen Gäste übel, wir sahen uns dann ja alle nach und nach in den nächsten Tagen und Wochen.
Die letzten ghanaischen Stunden, ... |
... die aber irgendwie noch nicht ganz greifbar sind. |
Ich finde, die markanten Unterschiede von Kulturen fallen einem immer am meisten auf, wenn man wieder dahin geht, wo man hergekommen ist. Einiges, was in Ghana so alltäglich war, ist es hier auf einmal nicht mehr. Da muss man sich schon erstmal wieder neu orientieren und anpassen.
Nunja... irgendwie ist es manchmal echt komisch wieder in Deutschland zu sein, gerade jetzt, wenn es wieder kälter wird und alles grau und regnerisch ist. Da wünscht man sich doch direkt wieder nach Ghana zurück! Abeeer das geht natürlich nicht so einfach... ich plane zwar schon zwei Auslandssemester in Afrika, aber das dauert noch so lange. Bis dahin spare ich schon mal fleißig money, sodass ich mit einem günstigen Flug Ghana schon mal zeitiger einen Besuch abstatten kann. :)))
Mittlerweile habe ich auch den schönen Osten verlassen und bin wirklich in den Westen gegangen, wer hätte das gedacht. Jaja, ich wohne jetzt also in Hessen, studiere hier Vergleichende Kultur- und Religionswissenschaften und weiß schon jetzt, dass ich meinen Schwerpunkt auf (evt West-)Afrika setzen werde.
Achja, das mit der Djembe hat übrigens auch super geklappt. Die Ghanaer hatten überhaupt nichts dagegen, haben sich eher noch gefreut, doch angekommen in der europäischen Airline wurden natürlich erstmal die Augenbrauen zusammen gezogen. Nachdem ich mir kurz eine Belehrung anhören musste, dass das ja eigentlich viel zu groß fürs Handgepäck sei, bekam dann meine Djembe einen eigenen Sitz und alles war geklärt.
So, da ich jetzt müde bin und mir auch nichts mehr einfällt, was ich noch schreiben könnte, ohne euch zu langweilen, beende ich das Ganze mal an dieser Stelle.
Das war also mein Blog über mein ghanaisches Leben. Danke an alle, die ihn auch gelesen haben, denn das hat mich immer ein bisschen motiviert, mal wieder was zu schreiben. Aber eigentlich habe ich das echt gerne gemacht, es hat ja auch mir selbst geholfen. Falls ihr irgendwelche Fragen habt oder auch nach Afrika gehen wollt und noch am Zweifeln seid oder einfach ein paar Tipps benötigt, schreibt mich einfach mal an.
Und zum Schluss kommt noch der berühmte Ratschlag, der so gut wie überall steht, aber nun mal auch stimmt: ich kann nur jedem so ein Auslandsjahr empfehlen! Ihr könnt da echt sooo viel lernen und es öffnet einem einfach die Augen. Getraut euch über euren Tellerrand hinaus zu schauen, es wird euch alles andere als schaden! Bis jetzt habe ich dieses Jahr kein einziges Mal bereut und ich bin mir sicher, dass sich das auch nie ändern wird.
Na dann, ich werde es euch wissen lassen, wenn ich das nächste Mal unterwegs bin, was hoffentlich nicht mehr allzu lange dauern wird... :)
Ich hoffe, ich konnte euch durch dieses Blog Ghana ein bisschen näher bringen. Und wenn nicht, dann fahrt am besten mal selbst hin!
Ein letztes Mal: Tschüüüüüss
Eure Nono
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