Sonntag, 30. November 2014

Advent, Advent - ein Lichtlein brennt!

... mh nein, eher nicht.

Die einzige Sache, die hier ab und zu mal brennt, sind die Maisfelder. Es ertönt zum Glück auch keine Weihnachtsmusik aus den Lautsprechern und auf Schokoladenweihnachtsmänner bin ich hier auch noch nicht gestoßen. Es wird also dieses Jahr eine ganz andere Adventszeit für mich sein als sonst. Es ist auch ein bisschen schwierig zu glauben, dass in ca. einem Monat Weihnachten sein soll, wenn doch draußen viel zu heiße 37°C sind. Ich hoffe ihr verzeiht also, dass es bei mir an Weihnachtsstimmung ein kleines bisschen mangelt.
Außerdem beginnt ab morgen auch die 21-tägige Fastenzeit. Es darf erst abends nach 6:00 pm gegessen werden. Das heißt kein Frühstück und kein Mittagessen. Wir, die Freiwilligen, müssen bei der ganzen Sache natürlich nicht mit machen, aber ich werde es auf jeden Fall versuchen! Mal sehen, wie lange ich es schaffe. Henri und ich haben auch schon Wetten abgeschlossen, wer eher aufgeben wird. (Henri natürlich, ist ja klar.)
Ich werde zwar mit Sicherheit das ganze leckere Essen, was es in Deutschland gibt, vermissen (das tu ich ja jetzt schon), aber noch habe ich keinen Appetit auf Plätzchen, Schokolade, Stollen und Co. Obwohl, zu einem Tomate-Mozzarella-Baguette würde ich nicht nein sagen. Darauf habe ich nämlich schon seit einem Monat voll den Heißhunger. Der Gedanke schmerzt mir zwar, aber ich werde das wohl erst nächstes Jahr im August, wenn ich wieder in Deutschland bin, genießen dürfen. Schade!


Trotzdem gibt's für euch noch ein paar Bilder zum Schluss,
 ihr könnt ja schließlich nichts an meiner Baguette-Situation:

that's meee

Fahrradwettrennen: wer ist der Schnellste?
(Rechts im Hintergrund schneide ich übrigens gerade Henris Haare)

Der Theater-AG zuschauen

"Auntieee, carry me!"
(Ich werde hier aus Respekt immer Auntie, manchmal auch Lady oder Madame, genannt)

... und schon wieder ein Tag vorbei.

Ansonsten geht es mir gut, nur habe ich -bitte nicht lachen- eine leichte Erkältung. Wie das bei Temperaturen um die 35°C passieren konnte, weiß ich selbst nicht so genau... Aber es ist wirklich nichts schlimmes, also alles im grünen Bereich.

Ich hoffe euch geht es allen gut,
Liebe Grüße -Nono

PS: Ich hab's zwar schon mal geschrieben, aber es haben in letzter Zeit noch mal welche nachgefragt:  Ja, die Bilder könnt ihr euch größer anzeigen lassen, einfach drauf klicken.

Sonntag, 23. November 2014

Ganz schön was los in Jirapa!

Heute möchte ich nachträglich von einer großen Spendeaktion in Jirapa berichten.
Das Ganze lief unter dem Namen "4 Days Jirapa for Christ Crusade" ab und war, wie der Name schon sagt, christlich orientiert. Schon weit im Voraus freuten sich die Menschen hier auf die Tage vom 11.11.-14.11.14, da sollte das große Ereignis nämlich stattfinden. So wurde zum Beispiel der große Fußballplatz, auf dem alles aufgebaut werden sollte, sauber gemacht, sowie sämtliche Poster mit der Ankündigung des Events überall doppelt und dreifach aufgehangen. So bekamen manche Häuser auch gleich kostenlos eine neue Tapete.
Leider war zu dieser Zeit meine Malaria noch nicht ganz abgeklungen, sodass ich nur an zwei von den vier Tagen auf den Platz gehen konnte. Aber diese zwei Tage hatten es in sich und es hat mich wirklich umgehauen, wie viel organisiert und aufgebaut wurde. Und das, obwohl ich Organisationstalent und Zeitmanagement nicht gerade zu den großen Stärken der Ghanaer zählen würde... :P
Aber alles war pünktlich zum 11. November aufgebaut. Eine riesige Bühne, davor massenweise Stühle und ganz viele verschiedene Zelte. Menschen aus der ganzen Gegend kamen her und schauten sich das Spektakel an. Schätzungsweise waren ca. 12000 Menschen anwesend - für die Kleinstadt Jirapa ein echtes Highlight!
Abends wurde immer bis spät in die Nacht gepredigt und gesungen, alle Leute waren bester Laune. Tagsüber wurden kostenlos Dinge wie Klamotten, Nahrung oder die begehrten Macheten verteilt. Es gab auch eine kostenlose medizinische Versorgung mit einem Gesundheitscheck. Dass so gut wie alle Leute hier diesen Service nutzten ist ja ganz klar. Einige haben gerade mal genügend Geld, um für sich und die Familie Nahrung und die nötigsten Kleidungsstücke zu besorgen, ein Arztbesuch kann da schon mal ausfallen. Für die Bevölkerung war der Christ Crusade also ein echter Segen! Schon allein der Gedanke, dass andere Menschen einem helfen wollen und an einem denken zauberte Vielen ein Lächeln ins Gesicht.
Ich für meinen Teil fand die ganze Sache großartig! Besonders bewundernswert sind die Mitarbeiter, die nicht einmal Geld für ihre Bemühungen bekamen, sondern aus reiner Überzeugung handelten.

Die Bühne bei Tag, unbenutzt
Bei Nacht das komplette Gegenteil: massenweise Menschen und laute Musik
Freiwillige Helfer

Der Gesundheitscheck

Eine riesen Schlange vor der Ausgabe

Ohne das geht's nicht: ghanaische Musik

Übrigens bekam auch das Waisenhaus viele neue Sachen. Die Kids freuten sich riesig über ihre neuen T-shirts und auch die Macheten können sie gut gebrauchen.

Alles fürs Waisenhaus, super Ding!
Stolz wie Oskar: Julie, Vida und Linda mit ihren neuen T-shirts :)
Zu guter Letzt der waghalsige Versuch eines Gruppenfotos Nr. 1
Und nach Foto Nr 5 hat man dann auch endlich ein schönes Bild :]
(Leider fehlen aber noch ca. fünf Kinder)

Wie ihr also selbst seht, kann man mit ganz wenig viel bewirken. Wenn dich das Ganze mitgerissen hat und du auch etwas spenden möchtest, kannst du das gerne jeder Zeit tun. Es tut den Kindern gut, wenn sie wissen und auch spüren, dass sie anderen nicht egal sind!

Liebe Grüße von den Kids und mir,
Nonooooo :)

Samstag, 15. November 2014

Teleportieren, Beamen oder doch lieber TroTro-fahren ?

Da ich jetzt schon öfters geschrieben habe, dass ich in Wa war, habe ich beschlossen einen Eintrag über das Hin- und Zurückkommen zu kreieren. Beamen kann ich mich nämlich leider nicht. Zumindest noch nicht. Nein, die Teleportation habe ich auch noch nicht erlernt. Schade eigentlich! (Was lernt man in der Schule eigentlich?!)
Aber um nach Wa zu kommen, gibt es zum Glück auch andere Möglichkeiten:

Wenn man nach Wa will und weder Auto oder Motorrad hat, noch Lust sieben Stunden am Stück zu laufen, nimmt man am besten ein Trotro. Was ein Trotro ist? Das sind kleine, umgebaute Kleinbusse, die die Menschen von A nach B transportieren. In unserem Falle also von Jirapa nach Wa. Sowas wie Buszeiten gibt es hier natürlich nicht. Schon alleine das Wort "Zeit" löst bei dem einen oder anderen Ghanaer einen kalten Schauer aus, so habe ich ab und zu das Gefühl.
Nein, man geht einfach zur Trotro-station und meldet sich für eine Fahrt nach Wa an, die meistens so sechs GHC kostet. Danach wird einem das Trotro gezeigt und man kann schon mal einsteigen. Jetzt muss man nur noch warten, bis genügend Leute da sind, sodass auch jeder Platz belegt ist. Und schon kann es los gehen! Im Schnitt wartet man so zwischen 30 – 45 min, aber die Zeit kommt einem nie so lange vor – irgendetwas ist immer los. Ob es nun die Frauen hinter mir sind, die alle mein Haar anfassen und fragen, welche Pflegeprodukte ich denn benutze, weil ich so weiches Haar hätte, oder ob es Bekannte sind, mit denen man einfach nur redet. Zu tun hat man immer etwas. Es kann auch passieren, dass man auf einmal ein Baby in den Arm gedrückt bekommt, damit sich die Mutter richtig hinsetzen kann.
Als ich das erste mal gewartet habe, bis ein Trotro voll wurde, habe ich mich ziemlich gewundert, warum es denn nicht endlich log ging. Alle Plätze waren doch belegt! Aber nein, in Ghana ist alles anders. Immer wenn man denk „Jetzt geht WIRKLICH nichts mehr, alles ist ja rammelvoll!“ , kommt noch jemand und quetscht sich in die letzte Ecke. Hier wird wirklich jeder Quadratzentimeter genutzt!
In den Bus selber sieht es auch manchmal ziemlich abenteuerlich aus. Einmal hatte ein Trotro sogar ein Loch im Boden, sodass man während des Fahrens auf die Straße kucken konnte und aufpassen musste, dass einem der Flip-Flop dort nicht vom Fuß rutschte. Dann wäre der nämlich weg gewesen.
Gurte gibt es hingegen aller Erwartungen auch, doch die scheinen nur Dekoration zu sein. Zumindest habe ich sie noch niemanden benutzen sehen. Und dass so gut wie jedes Trotro mindestens einen Riss in der Frontscheibe hat, lässt sich vielleicht mit den Fahrstil der Trotro-Fahrer erklären. Da lautet nämlich das Motto: aufs Gas treten und so schnell wie möglich ankommen! Überholt wird so gut wie alles, auch wenn es die Polizei ist. Dass der Fahrer neben seinen ganzen Überholmanövern nebenbei oft noch ausgelassen telefoniert stört niemanden, nicht mal die gerade überholte Polizei. Ein mal saß ich ganz vorne und konnte den Fahrer über die Schulter schauen – der Tacho war natürlich kaputt und irgendeine Ölleuchte blinkte – was aber trotzdem ziemlich interessant war. Aus irgendeinem Grunde fuhr er mal 10 Minuten auf der falschen Fahrbahn, bis er wieder auf unsere Spur wechselte. Und das mehrmals. Naja, dem Fahrer ist wahrscheinlich bei der ganzen Fahrerei auch langweilig, da muss er sich eben etwas einfallen lassen, um die Zeit zu vertreiben. No risk, no fun.

Ansonten ist die Stimmung in einem Trotro immer sehr entspannend, meisten erklingt im Hintergrund auch irgendeine Reggae Musik, ganz nach meinem Geschmack.

Inneres des Trotros
(Man beachte das mit Klebeband fixierte Lenkrad)
Trotro in Jirapa
Trotro-station in Wa
Was alle Trotros haben: "Gottesprüche", die über die Fahrt wachen sollen

Besonders schöner Seitenspiegel :P


Und dann waren wir natürlich noch auf dem Markt:

Hässliches muss zensiert werden :D

Markt in Wa

"So saftig süß auf den Tisch kommt heut ein Fisch"
(An alle Herr der Ringe Nerds: Na, wer sagt das zu wem in welcher Situation?)

Gewürzstand

Wer kann da schon nein sagen?!

Ausbeute des Tages

Who is it?


Alles in allem also mal wieder ein erfolgreicher Tag!

Macht's gut,
Nono



+++ Zwischenpost +++

Hallo Freunde der Sonne,

ich wollte nur schnell bescheid geben, dass ich doch nicht vor langer Weile gestorben bin!
Ich bin wieder gesund.
Mir ist zwar noch das ein oder andere Mal schlecht geworden und ich musste mich auch noch das ein oder andere Mal übergeben, doch jetzt bin ich wieder fit wie mein alter Turnschuh. Obwohl ... das ist vielleicht kein so guter Vergleich, denn meine Turnschuhe liegen seit der letzten lästigen Schulsportstunde in irgendeiner Ecke meines Zimmers in Deutschland herum. Also sagen wir lieber, ich bin wieder so fit wie ... wie der Hahn, der mich jeden morgen weckt!
Das Einzig wirklich doofe an der Malaria-Geschichte ist, dass ich jetzt nie mehr wieder Blut spenden darf. :(
Aber hey, vielleicht geht ja noch die Plasmaspende! Ist zwar eher unwahrscheinlich, doch ich werde gleich mal Google befragen.

Nun denn, passt lieber auf, dass ihr jetzt im kalten Deutschland keine Grippe o.ä. bekommt.



Eure Noemi Fabienne Sue Olivia Löcse

PS: Nein, nicht mal Plasma darf man noch spenden, wenn man Malaria hatte. Manno.

Donnerstag, 13. November 2014

Miss Malaria - Go away and never come back!

Alles fing am Dienstag, den 04.11. an, denn ab da begab sich Miss Malaria langsam zu erkennen. Natürlich schleppte ich sie schon viel länger mit mir herum, doch sie hielt sich stets im Hintergrund auf – immerhin musste sie meinen Körper unter ihrer Kontrolle bekommen. Und das geht nun einmal am besten still und heimlich. Doch am Mittwoch war es dann aus damit, sie hatte genug von der passiven Rolle und wollte endlich aktiv Handeln. Ich bemerkte nur, dass ich komischerweise den ganzen Tag über keinen Hunger hatte. Aber da es mir ansonsten gut ging dachte ich mir nicht viel dabei und aß einfach nichts. Als ich dann allerdings am nächsten Tag zum Frühstück immer noch keinen Appetit hatte, war mir fast klar, dass irgendetwas nicht stimmte. Zum Mittagessen zwang ich mich wenigstens ein bisschen Reis zu mir zunehmen, aber das war auch keine so gute Idee, da ich mich 10 Minuten und 45 Sekunden später übergeben musste. Gegen Abend bekam ich dann auch noch Kopfschmerzen und mir war etwas schwindelig, so dass ich schon ziemlich früh ins Bett ging. Der herbeigesehnte Schlaf blieb aber leider aus. In der Nacht zeigte mir Miss Malaria dann ihr wahres Gesicht. Sie kuschelte sich so sehr an mich, dass sich meine sowieso schon erhöhte Temperatur in Fieber verwandelte. Ich hatte Kopfschmerzen, Gliederschmerzen, mir war schwindelig und ich fühlte mich schwach. Doch damit gab sich Miss Malaria nicht zufrieden. Wenn ihr langweilig wurde hauchte sie mir mit ihren kalten Altem Schüttelfrost ein. So kam es in den letzten Tagen nicht gerade selten vor, dass ich mit langer Hose, zwei Oberteilen, mehreren Decken und einer zur Wärmflasche umfunktionierten Cola-Flasche im Bett lag – auch teilweise tagsüber bei 30°C .
Da ich langsam genug von den Symptomen hatte und endlich Gewissheit wollte, ließ ich mir den Tag darauf einen Malariatest machen. Dazu wurde mir mit einer Nadel in den Finger gestochen, um Blut zu bekommen. Nach dem fünften Mal Zustechen kam dann auch endlich aus meinen Finger das gewünschte Blut, was mit einer kleinen Plastikröhre ausgesaugt wurde. Dieses Blut wurde dann auf ein Kärtchen geträufelt. Wenn sich dieses Kärtchen in einer bestimmten Farbe verfärbt, ist die Malaria nachgewiesen. Und das war natürlich bei mir der Fall.
Obwohl es an diesem Abend des Tests sicherlich schon 8:30 pm war, wurde mir “geraten“, uuunbediiingt noch heute mit den Tabletten anzufangen. Also wurde Henri losgeschickt, um sie für 5 Cedi zu kaufen. Dass ich allerdings von nun an acht Tabletten täglich schlucken sollte, war mir nicht klar und cool fand ich das auch nicht gerade. Aber was tut man nicht alles, um Miss Malaria endlich wieder los zu werden.
Diese Tabletten sind zwar der größte Feind von Miss Malaria, aber so schnell wollte sie dann auch wieder nicht aufgeben. Die Nächte waren immer am Schlimmsten – ich wollte einfach nur noch schlafen, doch es ging einfach nicht. Die ersten 20 Minuten war mir warm wie sonst was und in den nächsten 20 Minuten fühlte ich mich, als befände ich mich in der Arktis. Jetzt verstehe ich auch die Prinzessin auf der Erbse, auch wenn es sich bei mir so anfühlte, als ob ich tausend Erbsen unter meiner Matte hätte.
Miss Malaria brachte es auch dazu, dass ich überhaupt kein Hungergefühl mehr hatte. Es war eine riesige Herausforderung für mich eine ganze Orange zum Frühstück oder Abendbrot zu Essen. Das mit dem drei Mahlzeiten am Tag gab ich sowieso schnell auf, dazu war mir einfach zu schlecht. Schon ein einfacher Gang ins Bad ähnelte einer Weltreise. Zum Glück hatte ich zu der Zeit noch eine weitere Matte in der Mitte meines Zimmers, so dass man zwischen den drei Meter Bett und Bad eine kleine Rast einlegen konnte.

Mittlerweile geht es mir jedoch einigermaßen wieder gut. Ich habe kein Fieber mehr und auch keine Kopfschmerzen, ich fühle mich einfach nur schwach, essen möchte ich auch nichts (allerdings wird man hier beim Thema Essen sowieso nicht so sehr nach der Meinung gefragt, wenn man krank ist. “Eat small-small“ lautet hier die Devise).
Zur Zeit gehe ich noch nicht zur Arbeit, das Fahrrad fahren ist einfach zu anstrengend. Ich liege die meiste Zeit herum, ruhe mich aus und schlafe viel. Aber langsam habe ich genug vom Nichtstun und will wieder richtig fit sein! Ich denke, dass ich das auch in den nächsten Tagen erreichen werde. Wenn nicht, sterbe ich hier noch vor langer Weile! (Falls also ab jetzt kein weiterer Blogeintrag mehr erfolgt, wisst ihr was passiert ist. )

Hoffentlich geht’s euch besser,

LG Nono