Samstag, 20. Juni 2015

Ramadan - Was ist das eigentlich?

Hallooo,

Kurz vornweg: nicht erschrecken, ihr befindet euch immer noch auf meinem (also Nonos) Blog. Ich habe ihn nur mal einen neuen Anstrich verpasst und ich finde, so sieht er viel schöner aus. Aber nun zum heutigen Thema, der Ramadan.

Da sowohl das Christentum, als auch der Islam im Norden Ghanas aufeinander prallen, komme ich unweigerlich mit beiden Religionen in Kontakt. Natürlich bin ich dem Christentum stärker und öfter ausgesetzt, da ich in einer Pastorenfamilie wohne und jeden Sonntag die Kirche besuchen sollte. Dennoch entgehen mir die fremden Schriftzeichen mancher Läden, das typische Kopftuchtragen einiger Frauen, das Ausbreiten des Gebetsteppichs mit anschließenden Gebet, die vielen kleinen Moscheen und der damit verbundene, mehrmals täglich klingender Ruf des Muezzins nicht. Schon oft habe ich das Gebetsritual von Muslimen beobachtet. Das vorige Waschen der Körperteile gehört genauso dazu, wie das spätere Einnehmen von verschiedenen Körperhaltungen während des Aufsagens des Gebets. Gerade wenn ich in Wa bin, wo schätzungsweise mehr Muslime als Christen leben, kann ich diesen Akt der Gotteszuwendung besonders oft beobachten.
Durch diesen Einfluss der islamischen Welt bekam ich auch unschwer mit, dass der Fastenmonat Ramadan immer näher rückte. Ich wusste ich nicht nur, dass er am 18. Juni begann, nein, ich entschied mich auch dazu, fleißig mitzufasten.
Doch um was handelt es sich bei den Ramadan eigentlich? Zugegeben, diese Frage musste ich mir auch erst einmal stellen. Ich wusste, dass es sich um ein von den Muslimen praktizierten Fastenmonat handelt, der sich jedes Jahr um ein paar Tage verschiebt und zur Ehrung Allahs dient. Das war es aber auch schon so ziemlich. Deswegen machte ich mich im Internet ein wenig schlau und fand ein paar ganz Interessante Fakten heraus:


 Die Wortbedeutung von Ramadan: Ramadan ist Arabisch und wird von der Wurzel ramida oder arramad abgeleitet, was "brennende Hitze und Trockenheit", speziell des Bodens bedeutet. Aus der gleichen Wurzel kommt ramdaa - sonnengebrannter Sand. Dies deutet auf das Hitzegefühl im Magen hin, das vom Durst erzeugt wird. Manche erklären auch das damit, dass der Ramadan die Sünden ausbrennt wie die Hitze den Boden. Im Ramadan sind Herz und Seele für die Anbetung und das Gedenken an Gott empfänglicher, so wie Sand und Steine für die Hitze der Sonne. So hilft der Ramadan dem Gläubigen sich neu zu formen und seine physischen und geistigen Veranlagungen und Verhalten zu erneuern. (in Türkisch: Ramazan; das "z" wird wie ein "s" in "sonne" geprochen.)

 Beginn der Fastenzeit: Der Ramadan ist der neunte Monat im islamischen Mondkalender. Im Gegensatz zur üblichen Praxis der Verwendung des Sonnenkalenders benutzen die Muslime einen reinen Mondkalender. So verschiebt sich der Monat Ramadan 10 oder 11 Tage pro Jahr nach vorne und durchschreitet allmählich alle Jahreszeiten.

Bräuche während des Ramadans: „Das Fastenbrechen wird gewöhnlich mit einer Dattel oder einem Schluck Wasser durchgeführt, während das folgende vom Propheten Muhammad (s) überlieferte Bittgebet gesprochen wird: ”O Allah, um Deinetwillen habe ich gefastet und an Dich geglaubt und mit Deiner Versorgung breche ich das Fasten. Im Namen Allahs, des Allbarmherzigen, des Gnädigen”, dann wird das Abendgebet verrichtet. Erst danach werden dann die eigentlichen Speisen gegessen. So wie der Prophet Muhammad (s) dies selbst durchführte, ist es Sitte während des Fastenmonats den ganzen Koran zu lesen.“ *²

Vielleicht ist ja nun, genauso wie ich, der ein oder andere ein bisschen schlauer als vorher, mich würde es freuen. Die Quelle der Zitate ist übrigens unten im Blog angegeben.

Und zum Schluss nochmal zu meinem eigenen kleinen Fasten. Ich verzichte nur auf Essen während des Tages. Das heißt, dass ich jederzeit so viel trinken darf, wie ich will. Jedoch beschränke ich mich hierbei nur auf Wasser, egal ob kalt oder heiß. Sobald die Sonne untergegangen ist, also ab 7:15PM, darf ich auch schon wieder alles zu mir nehmen, was mein Herz begehrt (und was es in Ghana gibt). Kurz gesagt: die Herausforderung liegt darin, zwischen 5:00AM und 7:15PM nichts zu essen. Da ich jedoch eh immer bis mindestens 8:15AM schlafe (außer Sonntags wegen der wunderbaren Kirche), ist es gar nicht so schwierig, wie es sich vielleicht anhört. Mein Ziel ist es, bis zum Ende des Ramadans, also bis zum 17. Juli, tagsüber keine Nahrung zu konsumieren. Ob ich das wirklich aushalte, weiß ich noch nicht, heute ist ja gerade mal der dritte Tag. Da ich nicht gläubig bin, sehe ich das relativ locker. Somit werde ich auch sofort damit aufhören, sobald ich merke, dass es für meinen Körper nicht gut ist oder ich mich zu schlapp fühle. 

Nun dann, 
der nächste Post wird von meinen ersten Geburtstag in Ghana handeln. :)

Bis bald,
Nono



*² Quelle:
Autor unbekannt: Die Wortbedeutung von Ramadan, abgefragt am 20.06.2015, 5:35PM, http://www.vaybee.de/deutsch/channel/reise/die_wortbedeutung_von_ramadan.php

Mittwoch, 17. Juni 2015

Culture-week

Na ihr,

letzte Woche wurde in Jirapa zwischen allen Schulen ein kleiner Wettkampf veranstaltet. Das Thema: Kultur. Jede der ca fünf Schulen sollte ein Lied oder ein kleines Theaterstück, basierend auf der ghanaischen Kultur, einstudieren. Letzten Mittwoch hatten dann die Schüler die Chance ihr Können zu zeigen und bewerten zu lassen. Dafür fiel extra der reguläre Schulunterricht aus und dementsprechend waren auch ziemlich viele Leute anwesend. Henri und ich wollten uns das natürlich nicht entgehen lassen, weswegen wir auch auf dem Platz erschienen. Nun konnten wir uns unter unter der prallen Sonne die einzelnen Aufführungen gemeinsam mit den anderen Schülern anschauen. Lange hielten wir es jedoch nicht aus, da es mal wieder einer jener Tage war, an denen es richtig heiß war und nicht mal das geringste Luftzügchen wehte. Nach ein paar Minuten schlug Henri vor, dass wir uns ja hinter die Lehrer in den Schatten stellen könnten. Gesagt, getan. Nun befanden wir uns nicht nur im Schatten, sondern hatten sogar auch einen Stuhl zur Verfügung, auf denen wir uns abwechselnd hinsetzten konnten. Jetzt konnten wir das Spektakel also ganz gemütlich von der Anhöhe der Schule aus bestaunen. Einige Schulen hatten sich wirklich richtig ins Zeug gelegt, was man auch sofort merkte. Was mir außerdem noch positiv auffiel war, dass alles ziemlich geregelt ablief. Das ist nämlich nicht ganz so oft der Fall, wenn so viele Schüler aufeinander treffen und alle ungeduldig auf den eigenen Auftritt warten. Aber es gab kein Gedränge, Geschubse oder lautes Diskutieren, wie ich es eigentlich erwartet hätte. Als Bühne diente ein in den Staub gezeichneter Kreis, um den sich die Zuschauer versammeln konnten. Damit die Zuschauer nicht immer näher an die "Bühne" herankamen und diese dadurch immer kleiner wurde, waren an dem Rand des Kreises ältere Schüler, ausgestattet mit einen Stick, platziert, die dann für das Freihalten der Bühne sorgen mussten. Rückten die Zuschauer, die größten Teils aus jüngeren Schülern bestanden, nun zu nah an den Kreis heran, so wurden sie mit leichten Schlägen wieder zurück gewiesen. Das man sich mit Hilfe Gewalt in Ghana Gehör verschafft, ist leider nicht allzu selten -gerade in der Schule. Natürlich wird niemand blau geschlagen, aber je nach Schläger kann es schon schmerzhaft werden. 
An diesem Tag kam es jedoch nicht dazu, dafür beobachteten alle viel zu  gespannt die Aufführungen.
Durch Jirapa
Kinder passen auf Kinder auf 
Zwei der Akteuere
Schade, dass ihr nur die Fotos sehen könnt,
und nicht die Videos, die ich dazu gemacht habe.
Traditionelle Kleidung in der Northern Region
Die Zuscher sind schon aufs nächste Stück gespannt
Eine weitere Gruppe
Ein älterer Schüler, der für "Ordnung" sorgen soll
Diese Gruppe konnte sich mit ihrem Können
echt sehen lassen
Unsere Schule, die Unstimmigkeiten zwischen Christen und Moslems
spielerisch darstellte. Eine sehr gute Idee, wie ich finde.

Des Weiteren habe ich letztens wieder eine kleine Party im Waisenhaus organisiert. Eigentlich sollte diese schon zum Ende des zweiten Terms stattgefunden haben, aber irgendwie war dann doch die Zeit zu knapp, weswegen wir sie erst jetzt nachholen konnten. Ich kaufte Spaghetti, Tomaten, Fisch und Süßigkeiten und los ging es. Im Waisenhaus angekommen mussten allerdings erstmal noch die Hausaufgaben und andere Pflichten erfüllt werden, bevor der Spaß beginnen konnte. Ich hatte extra meinen Laptop dabei, sodass wir die ganze Zeit laute, ghanaische Musik hören konnten. Laute Musik und dazu abdancen -das liebt so gut wie jedes ghanaische Kind! Leider mussten wir unsere Dancesession für 30 Minuten unterbrechen, in denen es ziemlich stark regnete. Doch danach ging es gleich weiter. Wir spielten auch verschiedene Spiele, wie Fire, Water, Storm; Stopp-tanz; Luftballon-tanz; Riddle-Riddle oder Blind Man. Außerdem wurden natürlich auch für diejenigen, die die Regeln drei Wochen lang über gut befolgten, die versprochenen Geschenke ausgeteilt. Dabei handelte es sich um Kleinigkeiten wie Schlüsselanhänger, Stifte oder kleine Spielsachen. Dadurch, dass nicht jeder das Gleiche bekam, ging die große Streiterei los: jeder fand die Sache von dem anderen besser, aber tauschen wollte man trotzdem nicht so richtig. Ich kann euch sagen, es ist wirklich anstrengend, wenn 20 Kinder um dich herum sind und jeder irgendetwas anderes von dir will. Ich hatte den Eindruck, dass die Geschenke für mehr Schwierigkeiten als Freuden sorgten, weswegen ich ziemlich entnervt schon kurz davor war, alles wieder einzusammeln. Also wirklich, zu diesem Zeitpunkt war ich echt ein bisschen gereizt, weil anstelle ein "thank you" nur ein "Auntie, I want the other thing" kam. Nachdem dann schon drei Leute beleidigt in der Ecke saßen und eine kurz davor war zu weinen, musste ich einfach eine kurze, aber bestimmte Ansage machen. Ich stellte einfach klar, dass sie sich raussuchen sollen, ob sie die Kleinigkeit behalten oder wieder mir mitgeben, aber vor allem sollen sie die Streitigkeiten lassen. Letztendlich haben sie dadurch auch von alleine gemerkt, dass ihr Verhalten ein bisschen daneben war. Nachdem es dann ein bisschen ruhiger geworden ist, kamen auch schon die ersten an und haben sich bedankt.
Später dachte ich trotzdem nochmal über die ganze Sache ein bisschen nach und kam zu der Erkenntnis, dass ich als Kind auch nicht anders war. Wenn meine Mutter meinen Brüdern und mir früher Joghurt mit brachte, aber nur ein Stracciatella-Joghurt dabei war, ging auch erstmal die große Prügelei los. Oder wenn wir bei meinen Großeltern Fernsehen kucken durften, was ein echter Luxus war, da wir zu Hause keinen haben, musste auch erstmal "geklärt" werden, wer denn den Kanal bestimmen durfte. Wenn also zunächst solche elementaren Regelungen getroffen werden müssen, kann man schon mal das bedanken vergessen. ^^ Das heißt aber keines Wegs, dass man sich nicht gefreut hat. Und genau so lief es auch an diesem einen Tag im Waisenhaus ab. Ich für meinen Teil versuche diesem trouble das nächste Mal trotzdem aus dem Weg zu gehen, indem ich einigermaßen gleiche Geschenke verteilen werde. 
Am Abend wurden dann noch die Spaghettis mit dem Fisch gegessen, die mal eine schöne Abwechslung zum üblichen Speiseplan darstellten. Als es draußen dämmerte, bauten wir schon mal alles nötige für den Filmeabend auf. Ich verteilte noch ein paar Süßigkeiten, die während des Filmschauens gegessen wurden, bevor es dann ins Bett ging. Nachdem jeder eingeschlafen war, legte ich mich auch hin und hörte im Halbschlaf nur noch, wie Mami spät in der Nacht von einer Kirchenveranstaltung zurück kam. 
Am nächsten Tag lief wieder alles wie gewohnt ab. Früh aufstehen, duschen, etwas Essen und ab in die Schule. Ich fuhr auch ziemlich zeitig wieder nach Hause, da Henri das Fahrrad benötigte, um für seine ICT-Lesson in die Schule zu kommen.

Kingsley ^-^
Hausaufgaben mit Julié & Riza 
Ruth hat auch noch RME zu bearbeiten
Abi & Esther beim Blätter-Pflücken,
die dann später zum Kochen genutzt werden
Wer lässt als erstes den Luftballon fallen?
Spaß haben auf jeden Fall alle
Dank Vida bekommen wir auch leckeres Essen



Und nun wird getanzt, getanzt, getanzt und ...
getanzt! :D
Als es dann dunkel wurde, verteilte ich noch ein paar
Wunderkerzen, die bei allen für groooße Begeisterung sorgten.


Da war die eine Party und die nächste ist auch nicht mehr allzu weit entfernt: mein Geburtstag. Ich glaube, da werde ich auch ein paar Süßigkeiten und coole Musik mitbringen, damit ordentlich gefeiert werden kann. :D

Bis dahin,
Byebye. Nono B)

Donnerstag, 11. Juni 2015

Hochzeit :)

Heeey,

wie versprochen schreibe ich nun den Blog über die Hochzeit. Obwohl es spät ist, obwohl ich müde bin und obwohl eigentlich gar keine Lust dazu habe. ^-^

Die Hochzeit zwischen Sarah und Jesse liegt mittlerweile schon ein bisschen zurück, ungefähr zwei Wochen. Und bereits drei Wochen zuvor, also einer Woche vor der Hochzeit, trafen die ersten Besucher ein. So kamen auch die anderen neun Volunteers, damit von jedem die Körpermaße genommen werden konnten. Wir sollten nämlich die Brautjungfern sein, wodurch wir jeder ein neues Kleid bekamen. Ich würde ja wirklich gern sagen, dass das Kleid hübsch sei, aber in Anbetracht der Tatsache, dass ich es wohl nie wieder anziehen werde, könnt ihr euch bestimmt schon euren Teil denken... Ghanaer stehen eben auf Kitsch und grelle Farben. Das spiegelte sich auch in unseren glänzend-hellblauen Kleidern wieder. Leider. Aber naja, wenigstens haben wir sie umsonst bekommen, was nichts ungewöhnliches für eine Hochzeit ist. Genauso wie die Verlobung, die im Rahmen eines öffentlichen Fests stattfindet und natürlich auch mit vielen Predigten verbunden wird. Um das zu erleben ging es zu Sarahs Familie, auf deren Hof schon mehrere große Zelte aufgestellt wurden, unter denen die Besucher Platz nehmen konnten. Zuerst wurde wieder gebetet, bevor es interessant wurde: Sarah war nirgends zu erblicken. Nachdem nachgefragt wurde, wo denn die Tochter sei, die man heiraten wolle, antwortete Sarahs Vater nur lachend, dass er viele Töchter hätte und welche man denn meine. Daraufhin kamen von Musik begleitet viele verschiedene Frauen vom Haus her angetanzt. Nach einer genauen Inspektion stellte man allerdings fest, dass Sarah nicht dabei war. Also kam der nächste Schwung tanzender Frauen, aber wieder keine Sarah. Erst beim dritten Mal konnten wir die zukünftige Braut endlich erblicken. Diese musste nun mit einen Kelch in der Hand ihren zukünftigen Mann, also Jesse, unter den ganzen Besuchern finden. Tanzend bewegte sie sich auf ihm zu und überreichte ihm den Kelch, sodass er einen Schluck daraus trinken konnte. Dann gingen beide zu einem Tisch und Jesse fragte Sarah vor Augen aller, ob sie ihn denn heiraten wolle. Zur Überraschung aller sagte sie natürlich ja, worauf wieder viel gebetet und der künftigen Familie jetzt schon Glück gewünscht wurde. Danach ging es etwas lustiger zu, denn man veranstaltete verschiedene Wettkämpfe zwischen der Familie Ayembilla (von Jesse) und der Familie Yiri (von Sarah). Auch das ist Brauch in Ghana und war ganz lustig anzusehen. Nachdem man allerdings beobachtet, wie andere sich beim Wettessen den Bauch vollstopften, bekommt man natürlich auch hunger. Aber auch dafür wurde gesorgt, sodass später jeder noch etwas zu sich nehmen konnte, bevor es wieder nach Hause ging.

Im Schatten lässt sich's aushalten ^.^
Die tanzenden "Töchter" :D
Die hübsche Sarah auf dem Weg zu Jesse
Jesse & Sarah
Essenswettbewerb


Und nun, nach der Engagement, liefen die Vorbereitungen erst richtig auf Hochtouren. Überall wurde gekocht, geputzt, organisiert. Es gab ja auch allen Grund dazu, denn es verblieb nur noch ein freier Tag bis zur Hochzeit. Letztendlich wurde aber alles geschafft, sodass wir Freiwilligen am Samstagmorgen in eine Unterkunft in Jirapa gebracht wurden. Dort befanden sich auch Sarah und Jesse, aber natürlich in getrennten Zimmern. Nachdem die beiden von ihren Freunden zurecht gemacht wurden, sollten wir alle wieder in die Autos steigen, damit wir zur Kirche fuhren konnten. Unser Auftreten mit all den schicken Autos hatte viele Schaulustige zur Folge. Sogar ein Kameramann filmte uns wie wir ausstiegen. Aber viel Zeit verblieb nicht, denn nun wurde es ernst: als allererstes sollten nämlich wir zehn Mädels als Brautjungfern die Kirche betreten. Erst danach folgten Jesse, Sarah und weitere enge Familienmitglieder oder Freunde. Das alles wurde schon Tags zuvor fleißig geprobt, sodass am wichtigen Tag alles glatt lief.
Als dann jeder auf seinen Stuhl Platz nahm, begann das lange Warten. Es wurde stundenlang von verschiedensten Pastoren gebetet. Das Kuchen-Anschneiden und gegenseitige Ja-Wort geben mit dem anschließenden Kuss (ein Kuss in Ghana in der Öffentlichkeit, ohoo) war für mich das spannendste an den viereinhalb Stunden Kirche. Zusätzlich war es echt mega heiß, da die Kirche wirklich bis zur letzten Person voll gestopft war. Was mich außerdem störte und auch ziemlich irritiere war, dass viele Leute schon während der Zeremonie gingen, obwohl sie noch gar nicht fertig war. Sogar die Familie blieb nicht die ganze Zeit über und Mama ging dann auch irgendwann. Manchmal frage ich mich wirklich, warum immer so viel und so lange gebetet wird, wenn man doch sowieso genau weiß, dass dadurch die Leute gelangweilt werden (auch wenn hier niemand zugeben würde, dass man durch ein Gebet gelangweilt wird. Aber vielleicht ist ja genau das der Punkt...).
Schlussendlich ging diese Hochzeit natürlich auch irgendwann zu Ende, sodass der Sekt (natürlich Alkoholfrei!^^) geöffnet und angestoßen werden konnte. Danach gab es wieder was zu Essen und eeeendlich konnte man sich in einer ruhigen Ecke ein bisschen vom Tag ausruhen. Vorausgesetzt man fand eine ruhige Ecke, was nicht ganz einfach ist, bei so vielen Leuten.

Jesse und Sarah beim Ja-Wort geben
rappelvolle Kirche 
Mr. & Mrs. Ayembilla :)
Henri, Carlotta, ich und Kim beim Sekt-öffnen
mit unseren wunderhübschen Kleidern
So sieht's aus, wenn zehn Leute
in meinem Zimmer schlafen

Am nächsten Tag, Sonntag, ging es früh natürlich wieder in die Kirche. Yippiee. Danach hatten wir aber zum Glück alle ein bisschen Freizeit, bevor es zu einem Platz ging, wo Freunde und Familie nochmal zusammentrafen, auf die Hochzeit anstießen und dem Brautpaar Glückwünsche und Tipps gaben. Musik, sowie Speis und Trank gab es selbstverständlich auch. Somit hatte man nichts wirklich groß zu tun, als zu sitzen, essen und zu quatschen. Ganz angenehm im Vergleich zu den vergangenen Kirchenaufenthalten .


Aufs Essen warten...
Und weil's so lange dauerte,
spielten wir black stories
Das Buffet
Es gab Reis oder Banku...
ich entschied mich natürlich für mein Lieblingsessen, Banku! <3
music & dance
Dadaaa :)
(mein Gastdaddy)

Und wieder auf dem Heimweg
So. Das war sie also, die große Hochzeit, die ganz Jirapa in Aufregung versetzte. Es war echt ein cooles Erlebnis mal eine Hochzeit mit allem drum und dran (Brautpreis-Verlobung-Hochzeit) zu erleben. Manche Sachen waren im Vergleich zu Deutschland so anders, andere dagegen wurden genau wie bei uns gehandhabt. Ich für meinen Teil werde die Hochzeit zwar in guter Erinnerung behalten, aber Dadas Wunsch, doch auch in Ghana zu heiraten, werde ich wohl nicht nachkommen. :D

Sorry nochmal, dass dieser Post so lange gedauert hat. Aber zur Zeit laufen die Bewerbungsphasen für die Unis und so hatte ich, ganz nach dem Motto Schule geht vor! (diesen Satz vermisse ich übrigens nicht im Geringsten), erstmal anderes zu tun. Außerdem vergeht die Zeit echt schnell! Ich habe mittlerweile auch mein Rückflugdatum und als ich letztens auf das Datum gekuckt habe, bin ich richtig erschrocken. In knapp zwei Wochen habe ich ja Geburtstag... Wo bleibt die Zeit, liebe Leute?!

See you,
Ama :]

PS: Im Übrigen ist schon wieder Wasserausfall x.x

Donnerstag, 4. Juni 2015

Fließendes Wasser & organisierte Bürokratie - Echte Privilegien!

Hallo ihr Lieben,

heute möchte ich mich kurz und bündig zu zwei Themen äußern, die gemeinsam haben, dass sie in Deutschland anders als in Ghana funktionieren: fließendes Wasser und organisierte Bürokratie.


Wasser ist so schön, wenn es aus der Leitung kommt

Zuerst die wunderbare Neuigkeit: das Wasser fließt wieder!!! Ohhh man, ihr könnt euch wahrscheinlich gar nicht vorstellen, wie happy ich war, es ich es bemerkte. Ich saß auf meinem Bett und erledigte Papierkram, als ich auf einmal ein komisches, lang nicht mehr gehörtes Geräusch vernahm. Es dauerte nicht lange und mir schoss es wie ein Blitz durch den Kopf: das ist doch das Tropfen von Wasser! Eine Sekunde später war ich auch schon im Bad und meine herrliche Vermutung wurde bestätigt. Es kam wirklich Wasser aus dem Hahn! Und das nach zweieinhalb Monaten Wasserausfall! Unterschätzt diese Zeit nicht, das sind immerhin 10 Wochen; 70 Tage; 1680 Stunden und 100800 Minuten (jaa, hier kam der Taschenrechner zum Einsatz). Eine Zeit, geprägt vom zeitigen Aufstehen und Wasser holen, hin- und herlaufen, bis die Tonne gefüllt war.
Der (unfreiwillige!) Verzicht auf Wasser aus dem Hahn hat mir wirklich nochmal verdeutlicht, was für ein Privileg fließendes Wasser ist und dass es keines Wegs als selbstverständlich angesehen werden sollte. Also, schätzt es, wenn ihr dieses Privileg habt.
Es erleichtert einfach so vieles! Man muss nur schnell den Hahn aufdrehen und schon hat man, was man will. Ich hatte gestern direkt ein schlechtes Gewissen, als ich beim Duschen und Haarewaschen einen vollen, statt nur den üblichen halben Eimer verbrauchte.


Schnell alle Behälter mit Wasser füllen.
So schnell das Wunder gekommen ist,
so schnell kann es auch wieder versiegen.

Happy & gewappnet für den nächsten Wasserausfall:
die Tonne ist wieder bis oben hin voll.


Bürokratie ist so schön, wenn man nicht warten muss


Wenn man ein Jahr in Ghana verbringt, kommt man über kurz oder lang mit der hiesigen Bürokratie in Kontakt. Ob das nun bei der Beantragung des Visums oder der Arbeitserlaubnis, der Zusammenarbeit mit der ghanaischen Organisation Firm Lifeline Ministries oder speziell in meinem Falle auch die Verlängerung der Krankenkassenkarten der Kinder ist, spielt eigentlich keine so große Rolle.
Um was es sich auch handelt, man erfährt relativ schnell am eigenem Leibe, dass alles, was mit Bürokratie zu tun hat, in Ghana lange dauern kann. Und mit lange meine ich wirklich, wirklich lange!
Ich verdeutliche das am besten mal mit einem Beispiel: das von mir geliebte Verlängern der Healt Insurance Cards. Heute war schon wieder so ein Tag, an dem ich diese Karten in Angriff nehmen musste. Mein Ablauf sah also wie folgt aus:
  • 5:45 AM Wecker klingeln
  • 6:00 AM aus dem Bett quälen
  • 6:15 AM zum Waisenhaus fahren
  • 6:33 AM ankommen und von müden Gesichtern begrüßt werden
  • 6:35 AM Abigail & Julie ausfindig machen, deren Karten verlängert werden müssen. Natürlich haben beide noch nicht gegessen, obwohl ich ihnen Tags zuvor 1000 mal gesagt habe, dass sie das bis 6:30am erledigt haben sollten. Als ich ins Haus gehe, bemerke ich, dass Amos, der dritte Kandidat, noch in den Federn liegt. Nachdem er geduscht wurde und alle gefrühstückt hatten, konnte es nun endlich losgehen. Zwei Fahrräder für vier Personen, ganz normal.
  • 7:30 AM endlich Abfahrt (obwohl eigentlich 6:45AM ausgemacht wurde)
  • 7:40 AM Mitten auf dem Weg bekommt mein Reifen einen Platten. Na super! Und das, obwohl wir sowieso schon spät dran sind. Schnell rufe ich Bibiana an und frage, ob sie Amos und mich mit dem Motorrad zum Health Center fahren kann.
  • 8:00 AM Ankunft am Health Center, aber keine Arbeiter in Sicht. Eigentlich müsste schon seit einer Stunde reger Betrieb herschen
  • 8:45 AM Nach und nach trudeln die Angestellten ein, sodass das eigentliche Warten beginnen kann
  • 9:15 AM Wir sind an der Reihe und können schon mal für die Bearbeitung der Karten bezahlen. Danach heißt es Zeit absitzen, bis man ins Hauptgebäude kommt
  • 10:15 AM WARTEN
  • 11:15 AM WARTEN
  • 12:15 AM WARTEN
  • 01:15 PM WARTEN
  • 02:15 PM WARTEN
  • 02:45 PM Da ich als Weiße oft eine Sonderbehandlung bekomme, haben wir Glück und werden vorgelassen. Ansonsten hätten wir noch ungefähr drei weitere Stunden WARTEN müssen.
  • 03:05 PM Amos, Abigails und Julies Karten werden bearbeitet
  • 04:15 PM FREIHEIT! Alles ist geschafft, die neuen Karten sind in den Händen der stolzen Besitzer und es kann eeeeeeendlich ab nach Hause gehen.
Wie ihr also seht, eine simple bürokratische Tätigkeit nimmt in Ghana unmengen an Zeit in Anspruch. Das liegt zum einem daran, dass die "Büros" (oft draußen in einem schattigen Plätzchen) bei Weitem nicht so gut wie in Deutschland ausgestattet sind. Zum anderen haben Ghanaer aber auch einfach eine völlig andere Einstellung zur Arbeit. Und wenn es nun mal dauert, dann dauert es eben. Viel kann man da eh nicht machen, und mit schlechter Laune schieben kommt man erst recht nicht weit.



Das waren nur mal zwei Dinge, die hier ganz anders als in Deutschland ablaufen. Ich würde nicht unbedingt sagen schlechter, aber ich für meinen Teil finde es auf diese zwei Aspekte bezogen in Deutschland besser. Aber es gibt auch ganz viele Sachen, bei denen sich Deutschland was von Ghana abkucken kann. Was das genau für Sachen sind, werdet ihr bald erfahren. ;)

Und der Blog über die Hochzeit kommt auch noch, versprochen! Nur habe ich irgendwie gar keine richtige Lust den zu schreiben... Aber extra für euch werde ich mich da mal noch am Wochenende hinsetzen und den fertig stellen.

Bis dahin,
eure Nono :)